Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 20 / 17.05.2005
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"Angriffslust gehört dazu"

Interview mit dem neuen FDP-Generalsekretär Dirk Niebel

Dirk Niebel, 42, ist von Beruf Arbeitsvermittler. Mit zwölf Jahren klebte er Wahlplakate, damals noch für die Union. Mit 18 wechselte er zur FDP. Als neuer Generalsekrtär will er seine Partei wieder als treibende politische Kraft sichtbar machen. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit betrachtet er als das wichtigste innenpolitische Ziel, will sich jedoch darauf nicht reduzieren lassen. Die Fragen stellte Ines Gollnick.

Das Parlament: Wo sehen Sie als FDP-Generalsekretär die Herausforderung für Ihre neue Aufgabe?

Dirk Niebel: Ich sehe sie in erster Linie darin, die gute programmatische Vorarbeit der Liberalen einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, damit wir Rot-Grün nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern 2006 auch auf Bundesebene ablösen können.

Das Parlament: Generalsekretäre sind schon qua Amt gegenüber dem Parteivorsitzenden zur Loyalität verpflichtet. Wie wollen Sie eigenständiges Profil entwickeln?

Dirk Niebel: Da sehe ich gar kein Problem. Der Parteivorsitzende hat mich dem Bundesparteitag vorgeschlagen, weil er der Ansicht ist, dass ich schon eigenes Profil habe, und es ist gut, wenn man mit verschiedenen Kompetenzen in der Führungsspitze einer Partei auftritt. Ich werde genügend Freiraum haben und für das Team nutzen.

Das Parlament: In Ihrer Antrittsrede sprechen Sie vom "Raufen nach Regeln", so ähnlich wie bei Ihrem Lieblingssport Rugby und übertragen es auf die Politik. Klingt gut, wenn es sich auch ein bisschen nach Schulhofrangeleien unter Jungen anhört. Was meinen Sie genau damit, und wer bestimmt die Regeln, von denen Sie sprechen?

Dirk Niebel: Ich meine damit, dass der Rugbysport zeigt, dass man in einem Mannschaftssport nicht alleine gewinnen kann, dass man Teamgeist braucht und dass man im Wettstreit der Meinungen bestimmte Regeln einhalten soll. Der Streit findet dort seine Grenzen, wo persönliche Verletzungen drohen. Allerdings gehört natürlich ein gewisses Maß an Angriffslust und Erfolgsorientierung dazu.

Das Parlament: Welchen Stellenwert messen Sie diesem Wahlparteitag bei, auf dem die FDP ihre Eigenständigkeit untermauern und ihre inhaltliche Positionierung nach außen vermitteln wollte. Das sind Ziele. Wie sollen sie nun konkret in die Tat umgesetzt werden?

Dirk Niebel: Ich bin davon überzeugt, dass dieser Parteitag ein echter Erfolg war, vor allem wegen der programmatischen Entscheidungen, die wir gefällt haben. Wir sind jetzt rundum regierungsfähig in allen Politikfeldern. Und wir sind auch personell Erfolg versprechend aufgestellt. Meine Aufgabe wird es sein - allerdings natürlich nicht alleine, ich kann da nicht als Soloakteur agieren - zu koordinieren, damit all diese programmatischen Inhalte, die wir haben, möglichst vielen Menschen bekannt werden. Da haben wir in der Vergangenheit ein Vermittlungsproblem gehabt. Nur denke ich, dass es jetzt mit dem neuen Team und dieser ausgebauten Programmatik ein Stück leichter wird.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.