Ackermann teilt sein Material in Abschnitte ein, in denen er vom Allgemeinen zum Speziellen die verschiedenen Handlungsfelder behandelt, die einer Partizipation des Bürgers offen stehen. Dabei beginnt er jeweils mit einer Basisinformation, die in das Thema einführt und der dann praktische Tipps zum konkreten Tun folgen: Ein einführendes Kapitel über die Bürgerrolle in der Demokratie behandelt beispielsweise den Begriff des Bürgers auch in historischer Sicht, des Deutschen und des Unionsbürgers Europas. Es folgen Grundgesetz, Grundrechte, die Verfassungsprinzipien, die Verflechtung mit der EU und endet mit den Verantwortungsrollen in der Zivilgesellschaft, auf die das Buch ausgerichtet ist.
Die Tipps zum Tun reichen von der Verfassungsbeschwerde bis zu den Petitionsrechten und dem Europäischen Bürgerbeauftragen. Stichworte am Textrand, Organigramme und Karikaturen helfen, die Sachfragen schnell zu finden, die Darstellungen aufzulockern und die Organisationsstrukturen anschaulich zu machen; Literaturhinweise, die einschlägigen Texte zu finden. Diese wie auch einige Randnotizen sind allerdings mit ihrem Kleindruck das reinste Augenpulver. Ein Register erschließt das Handbuch nach Stichworten, ergänzt durch wichtige Adressen aus dem gesamten Bereich des öffentlichen Lebens.
Daneben enthält das Werk neun weitere Kapitel, in denen ähnlich knapp, klar und munter dargestellt wird, wie man sich Informationen beschafft und wie man die Meinungsbildung beeinflussen kann, in Wahlen mitbestimmt, durch Volksentscheide und Bürgerbegehren an Sachentscheidungen mitwirkt, an der politischen Willensbildung in Parteien sich beteiligt, seine Interessen über Vereine und andere Zusammenschlüsse wahrnimmt, sich in Bürgerinitiativen und Nichtsregierungsorganisationen einbringt, und schließlich, wie man mit Verwaltungsbehörden umgeht und an öffentlichen Planungen teil hat. Damit trägt das Handbuch seinem Titel voll Rechnung .
In einem anderen Aufsatz zitiert der Autor Wilhelm Hennies' Bild vom Bürger als Zuschauer eines politischen Fußballspiels, der die Spielregeln kennen muss, um die Mannschaft beurteilen zu können. Dieser bis auf die Wahlen eher passive Zuschauer sei inzwischen durch den Aktivbürger abgelöst, der sich seinen eigenen Weg zur politischen Partizipation sucht. Ein großer Teil des Handbuchs geht noch von einem interessierten Zuschauer aus und zeigt diesem die bereits etablierten Wege der Partizipation. Darüber hinaus spricht es den aktiven Bürger an, der etwas in und für die Gemeinschaft tun will. Die Tipps zeigen Wege auf, seine Interessen zum Ausdruck zu bringen und dafür Mitstreiter zu finden. Sie geben auch Orientierung, wie er sich für einen langfristigen Wandel der öffentlichen Gewalt in die Richtung einer Zivilgesellschaft einsetzen könnte.
Nicht behandelt werden dabei allerdings die neuesten Entwicklungen, wie sie beispielsweise im Hamburger Spendenparlament, im Netzwerk für Ehrenämter "Aktivoli" zum Ausdruck kommen. Oder in der Bewegung der Bürgerstiftungen, in denen sich Bürger in einer Stiftung und dennoch korporativ regional zusammenschließen, um neben Staat und Kommune ein verantwortliches Handeln für die Gemeinschaft zu etablieren. In Deutschland gibt es schon über 60 davon, und es werden jährlich mehr. Mit ihnen entstehen neue Formen bürgerschaftlichen Engagements, die sogar ein beständiges Element des Wandels schaffen. Allerdings gibt es hierzu ein eigenes Handbuch, auf das vielleicht in der nächsten Auflage noch hingewiesen werden könnte.
Paul Ackermann
Bürgerhandbuch.
Basisinformationen und 66 Tipps zum Tun.
Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts. 2004;
205 S. 12,80 Euro