Grundlage der Beratungen waren Gesetzentwürfe der Bundesregierung (15/3980, Bundesrats-Drucksache 587/04), des Bundesrates (15/4112), der CDU/CSU-Fraktion (15/2821), der FDP-Fraktion (15/3325) sowie der Berufsbildungsbericht 2004 der Bundesregierung (15/3299). Gegenstand des Meinungsaustausches war unter anderem die Praxis der beruflichen Bildung sowie deren Organisation, aber auch die Ausgestaltung der regionalen Verantwortung. Dabei sprachen sich die Experten in ihrer Mehrheit für die Stärkung der betrieblichen gegenüber der schulischen Berufsausbildung aus und begrüßten grundsätzlich die Absicht, das geltende Berufsbildungsgesetz zu novellieren. Auf breite Zustimmung stieß die geplante Internationalisierung der betrieblichen Berufsausbildung, wonach Teile der Lehre künftig auch im Ausland absolviert werden können.
Für Professor Gerhard Bosch, Vizepräsident des Instituts für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, ist die Frage der "Durchlässigkeit nach oben" von zentraler Bedeutung. Das deutsche Berufsbildungssystem biete den Absolventen der dualen Berufsbildung zwar bis jetzt viele Möglichkeiten des Aufstiegs in Führungstätigkeiten. Dies sei auch eine seiner Stärken im internationalen Vergleich. Allerdings bringe die "Expansion der Akademisierung" Gefahren mit sich. So könne die mangelnde Durchlässigkeit des Systems dazu führen, dass die besten Jugendlichen für das duale System verloren gingen. Zunehmend wichtiger werde auch die Qualitätssicherung in der Berufsausbildung. Dem schloss sich unter anderen Klaus Heimann von der IG Metall an, zuständig für Jugend-, Bildungs- und Qualifizierungspolitik. Allerdings finde man dazu im Gesetzentwurf gar nichts, kritisierte er.
Unterschiedliche Meinungen vertraten die Sachverständigen in der Frage der von der Opposition vorgeschlagenen Flexibilisierung der Ausbildungsvergütung als Anreiz zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze. Strikt dagegen war Ingrid Sehrbrock vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Es sei die Frage der Tarifpartner vor Ort. Wenn die Arbeitgeber niedrigere Vergütungen durchsetzen wollen, müssten sie dies in den entsprechenden Verhandlungsrunden tun. Im Übrigen sei kein Zusammenhang zwischen einer niedrigeren Ausbildungsvergütung und der Entstehung neuer Ausbildungsplätze bekannt. Für flexiblere Ausbildungsvergütungen sprachen sich hingegen unter anderem der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), die Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber (BDA) aus.
Widerspruch erntete die beabsichtigte Einführung vom Stimmrecht für Lehrer im Berufsbildungsausschuss. Das sei nicht sachgerecht, da die Entscheidungen der Berufsbildungsausschüsse ausschließlich die betriebliche Ausbildung und Weiterbildung berührten, so unter anderem der ZDH und die BDA. Für "systemfremd" hält diese Pläne auch die Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand (AWM).
Als positiv bewertete die IG Metall in ihrer schriftlichen Stellungnahme zur Anhörung die beabsichtige internationale Öffnung des dualen Systems, die Modernisierung des Prüfungsrechts und der Prüfungsmethoden und die neuen Einstiegswege für benachteiligte Jugendliche. Dennoch kritisierte sie den Regierungsentwurf als "ein insgesamt enttäuschendes und unzureichendes Reformkonzept mit wenig Mut zu umfassender Erneuerung der Ausbildung in den Betrieben". Das Vorhaben sei keine Antwort auf die strukturellen Probleme der Berufsausbildung, dafür aber "ein Ausstiegskonzept", das anstatt betrieblicher Ausbildung mehr Verschulung fördere. Die geplante Aufwertung der vorschulischen gegenüber der dualen Ausbildung wäre "ein schwerer Systemfehler mit verheerenden Wirkungen am Ausbildungsmarkt" und "eine Mogelpackung" für die Jugendlichen.
Auch aus der Sicht der AWM verfehle der vorliegende Gesetzentwurf "in weiten Teilen" den Ansatz einer Modernisierung der dualen Ausbildung. Er zeichne sich durch Zerstückelung von Ausbildungsgängen, Überbürokratisierung sowie Verschulung aus, und Verschulung führe zum Tod des dualen Systems. bes