Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 12 / 21.03.2005
Alexander Weinlein

Aufgekehrt...

Glauben Sie an die Magie der Zahlen? An ihre geheimen Kräfte und Bedeutungen? Die Drei ist zum Beispiel eine jener Zahlen, die uns auf Schritt und Tritt begegnet und über ganz ungewöhnliche Kräfte verfügen muss: Ob in der Religion, im Volksbrauchtum, in der Literatur und im Film, im Sport und gar in der Liebe - überall die magische Drei.

Denken Sie nur mal an die Heilige Dreifaltigkeit - Vater, Sohn und Heiliger Geist - im Christentum, an das Kölner Dreigestirn "Prinz, Jungfrau und Bauer" im Karneval oder an den geheimnisvollen "Dritten Mann" aus der Feder von Graham Greene, an TV-Serien und Filme wie "Drei Damen vom Grill" und "Die Drei von der Tankstelle". Im Sport tummeln sich auf dem Siegertreppchen die drei Erstplatzierten, und in der Liebe träumt der eine oder die andere heimlich von einer "ménage à trois", einem flotten Dreier. Auch in Erziehungsfragen spielt die Drei eine gewichtige Rolle. Wer kennt ihn nicht, den Satz: "Ich habe es Dir schon drei mal gesagt, jetzt knallt es!" Aller guten Dinge sind drei - so sagt es ja schließlich auch der Volksmund.

Was ist also das Geheimnis der Drei? Vergleichen wir einmal die Drei mit der Vier. Die Zahl Vier scheint im Gegensatz zur Drei für das Überflüssige zu stehen. Vom "undankbaren vierten Platz" spricht man beispielsweise im Sport. Der vierte Rang im Wettkampf ist schlimmer als der letzte. Knapp an der Medaille vorbei - dafür erntet man nur mitleidige Blicke. Oder beim Skat, da wird zwar immer mal wieder nach einem vierten Mann Ausschau gehalten, aber in Wirklichkeit ist dieser völlig überflüssig, scheint seine Existenz lediglich dem Umstand zu verdanken, dass ein Spieler aussetzen und Bier holen gehen kann.

Die Vier als Symbol des Unnötigen und Unnützen, die Drei hingegen als Symbol für Stabilität und Ausgewogenheit. Ein Tisch oder ein Stuhl kommt beispielsweise mit drei Beinen völlig aus, um auf festem Boden zu stehen - das Vierte ist nicht mehr als eine ästhetische Spielerei.

Bei den Chinesen - und die sind bekannt für ihre Weisheiten - gilt die Vier geradezu als Unglückszahl. Denn das Wort "Vier" klingt im Chinesischen ganz ähnlich wie das Wort "Tod". Daher lässt man im Reich der Mitte die Zahl Vier in Fahrstühlen, Flugzeugen und Parkplätzen aus: auf die Drei folgt direkt die Fünf.

Und damit ist dann auch das dunkle Geheimnis von Kiel gelüftet. Drei und Vier, oder in Ziffern ausgedrückt 34, verheißen nichts Gutes - 35 wäre die Glückszahl gewesen. Aber die zu erringen, war in einem vierten, völlig überflüssigen und unnützen Wahlgang unmöglich. Drum gräme Dich nicht, Heide! Nicht ein Verräter in den eigenen Reihen hat Dich zu Fall gebracht, sondern die Magie der Zahlen; und gegen die sind wir Erdenkinder machtlos. Also vielleicht doch ein fünfter Wahlgang? Nein, lieber nicht: Aller guten Dinge sind drei - auch in der Politik.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.