Jörg Hüttner gehört zu den 40 Nachwuchsjournalisten des Jugendmedien-Workshops im Deutschen Bundestag. Zum dritten Mal hatten der Bundestag, die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und die Jugendpresse Deutschland zu der Werkstatt für junge Medienmacher eingeladen. "Ich wusste vorher gar nicht, dass die Gebäude hier alle unterirdisch miteinander verbunden sind", sagt Nora Jakob, 17 Jahre alt, überrascht. Überhaupt: "Ich finde die Architektur interessant", fügt sie an, "irgendwie modern". Eine Woche lang - vom 28. November bis 2. Dezember - taten die Jugendlichen genau das, was sie später einmal beruflich machen wollen: neugierig hinter die Kulissen schauen.
Gespräche mit Abgeordneten aus dem eigenen Wahlkreis und Treffen mit Spitzenpolitikern, Hospitanzen in Redaktionen von Print, Radio und Fernsehen, Diskussionen mit Hauptstadtkorrespondenten und Kommunikationswissenschaftlern, ein Besuch im Bundeskanzleramt und eine Fernsehdiskussion unter anderem mit Autor Jürgen Leinemann und der Bundestagsvizepräsidentin und Workshop-Schirmherrin Susanne Kastner (SPD) - all das ist nur ein kleiner Ausschnitt des voll gepackten Programms. "Es ist schon anstrengend, von einem Termin zum nächsten zu hetzen. Aber so lernt man den Alltag der Politiker eben kennen", findet Nora Jakob.
"Die Jugendlichen sind motiviert, engagiert und informiert", sagt Christina Beinke, als freie Mitarbeiterin des Bundestages Koordinatorin der Veranstaltung. "Sie haben wirklich Lust auf den Workshop." Das verwundert kaum, mussten die Nachwuchsjournalisten im Vorfeld doch einen Artikel einreichen. Von rund 150 Bewerbungen hat eine Jury die besten 40 ausgewählt.
Das Schwerpunktthema des Jugendmedien-Work-shops hieß in diesem Jahr "Medien und Demokratie - (K)eine Zukunft?" Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie spielen Politik und Presse in der Hauptstadt zusammen? "Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Die brauchen sich gegenseitig und wollen doch manchmal nichts miteinander zu tun haben", bilanziert Jörg Hüttner. Teilnehmerin Nora Jakob pflichtet ihm bei: "Medien können nicht ohne Politik und umgekehrt."
Wie das ganz praktisch aussieht, haben viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer während ihrer Pressehospitation am vergangenen Mittwoch erlebt. Bei der ersten Regierungserklärung der Bundeskanzlerin war der eine oder andere live dabei. Susanne Reinig zum Beispiel. Sie war mit Hartmut Palmer vom "Spiegel" unterwegs. "Das war total interessant", schwärmt die 20-jährige Studentin begeistert. Nicht zuletzt, weil Palmer auch aus dem Nähkästchen plauderte und ihr ein paar nette Bundestagsanekdoten erzählte.
Keine Frage aber, dass die Jugendlichen nicht nur den Profijournalisten bei der Arbeit zuschauten: Teil des Workshops war auch die Produktion einer eigenen Eventzeitung, der politikorange (po). "Wir sind unabhängig", sagt Andreas Weiland, Mitglied der po-Chefredaktion von der Jugendpresse Deutschland. Das heißt konkret: Themen und Genre wählen sich die Jugendlichen selbst, Hilfestellung bekommen sie, wenn nötig, von der fünfköpfigen Chefredaktion. Entsprechend vielseitig ist die Artikelliste: Erfahrungsberichte über die Pressehospitationen; Politikvermittlung; eine Filmkritik zur Dokumentation "Im Rausch der Macht"; ein Interview mit Kommunikationswissenschaftler Hans-Mathias Kepplinger; ein Hintergrundbericht zum Wahl-O-Mat; die Story über Bundestags-Mythen von Jörg Hüttner. "Hier können die Jugendlichen ausprobieren, unter Zeitdruck Artikel zu schreiben", sagt Andreas Weiland. Und wie immer kurz vor Redaktionsschluss: "Am Ende wird's heiß."