Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 39 / 25.09.2006
Annette Rollmann

Deutsche Wörterwanderung

Sprache verändert sich ständig. Nicht nur, dass die deutsche Sprache viele Wörter aus anderen Sprachen aufnimmt, in ihrer Bedeutung modifiziert, den Klang "eindeutscht", sie ist auch selbst ein "Exportschlager". Das deutsche Wort "Hinterland" wird beispielsweise in verschiedenen Ländern für unterschiedliche geografische Orte verwendet: In England bezeichnet es das Gebiet hinter einem Frachtschiffhafen, in Italien die dicht besiedelte Gegend um Mailand und in Australien steht der Begriff für Gebiete, die in einem größeren Abstand vor der Küste liegen, jedoch im Gegensatz zu den riesigen Flächen im Landesinneren, dem "Outback" stehen.

Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts gehörte Deutschland zu den bedeutenden Schachnationen. Auf diesem Weg hat beispielsweise das lautmalerische Wort "Sitzfleisch" Eingang in die russische Sprache gefunden. Ebenfalls ins Russische ist das Wort "Vielleichtchen" ausgewandert, eine Bezeichnung für "Einkaufsnetz", da man nie wissen konnte, ob es unterwegs "vielleicht" gerade etwas zum Einkaufen gab.

Der Deutsche Sprachrat hat mit der "Wörterwanderung" eine internationale Ausschreibung ins Leben gerufen. Über 1.600 Menschen aus 57 Ländern, haben seit Anfang Juni Wörter deutschen Ursprungs, die in andere Sprachen aufgenommen wurden, an den deutschen Sprachrat geschickt. Mit dieser Aktion will der Deutsche Sprachrat keine Bestandsaufnahme der "ausgewanderten" Wörter vornehmen. Vielmehr stehen die mit den Wörtern verbundenen Erklärungen, persönlichen Erlebnisse und Erläuterungen zu Bedeutungsverschiebungen in andere Sprachen im Mittelpunkt. Die interessantesten Wörter mit ihren Geschichten werden in einem Buch veröffentlicht, das im November im Max Hueber Verlag erscheint. Noch bis zum 30. September können "ausgewanderte" Wörter an den Deutschen Sprachrat eingesandt werden.

Die genauen Bedingungen kann man auf der Homepage unter www.deutscher-sprachrat.de nachlesen.

 


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.