Kurz notiert
Wenigstens etwas vom arabischen Zauber, wie wir ihn aus "Tausendundeiner Nacht" kennen, soll auch in dieser Ausgabe anklingen. Die 50er-Jahre waren in Deutschland eine große Zeit des Rundfunks: Man nahm sich Zeit, um zuzuhören - Hörspiele, Features und Literatur. Eine damals sehr erfolgreiche Sendung war "Erzählungen alttürkischer Nomaden", gelesen von Elsa Sophia von Kamphoevener. Ihr Vater, ein General, war auf Bitten des Sultans nach Konstantinopel entsandt worden, um die türkische Armee zu reorganisieren. Das junge Mädchen kam viel im Land herum und lernte eine neue, sie faszinierende Kultur kennen. An Lagerfeuern und in abgelegenen Orten hörte sie alte Sagen, die man wohl auch in der heutigen Türkei kaum noch kennt.
Im Alter hat sie viele Geschichten aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Der Bayerische Rundfunk und der NDR nahmen dann mehrere Sendungen mit ihr auf, die von der Deutschen Grammophon jetzt wieder herausgebracht wurden. Vertraute Bilder tauchen auf: Der gütige Sultan, die Geister der Meere, die Pilgerreise nach Mekka, die treuen Kamele. Die Geschichte wurden von der damals fast 80-jährigen Dame so plastisch, mit so anteilnehmendem Tonfall erzählt, dass man sich mitunter selbst an einem Lagerfeuer der Nomaden wähnt. Ein Ohrenschmaus!
Elsa Sophia von Kamphoevener
An Nachtfeuern der Karawan-Serail. Märchen und Geschichten alttürkischer Nomaden.
Deutsche Grammophon-Literatur, Berlin 2004; 10 CD's,
ISBN 3-8291-1458-3, 19,90 Euro