"Kampf gegen Kinderprostitution und Sextourismus muss verstärkt werden"
Berlin: (hib/HAU) Erhöhte Anstrengungen im Kampf gegen Kinderprostitution und Sextourismus haben die Experten und Sachverständigen bei einer gemeinsamen öffentlichen Anhörung der Ausschüsse für Tourismus und für Familie, Senioren Frauen und Jugend sowie der Kinderkommission des Bundestages am Mittwochnachmittag gefordert. Dabei wurde deutlich, dass auch nach dem Zweiten Weltkongress gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern immer noch Kinderprostitution und Sextourismus an der Tagesordnung sind.
Otmar Oehring vom Internationalen Katholischen Missionswerk stellte mit Bedauern fest, dass die betroffenen Kinder noch immer durch direkte Kriminalisierung sowie durch das Fehlen von Hilfsangeboten und Unterstützung zusätzlich ausgebeutet und stigmatisiert werden. Er verlangte eine konsequentere Strafverfolgung der Täter, verbunden mit Entwicklungshilfeprojekten und verbesserten Aufklärungsmaßnahmen. Dem stimmte der Vertreter des Evangelischen Entwicklungsdienstes, Heinz Fuchs, zu und wies auf die Chancen der Zusammenarbeit mit der Tourismusindustrie hin. Er legte einen im Jahre 2001 gemeinsam mit dem Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) erstellten Verhaltenskodex vor. Der Experte räumte jedoch ein: "Stellenwert und Wirksamkeit der Kodizes ergeben sich nur aus der Verknüpfung mit weiteren Maßnahmen und Aktivitäten im gleichen Kontext."
Mechthild Maurer von der internationalen Kinderschutzorganisation ECPAT kritisierte die schleppende Umsetzung der Beschlüsse des Weltkongresses von Yokohama. Sie forderte außerdem eine effektivere grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Behörden bei sexueller Ausbeutung von Kindern. Dazu beitragen kann ihrer Meinung nach eine weltweite Vereinheitlichung der Schutzaltersgrenze. Für Ursula Enders von der Kontakt- und Informationsstelle Zartbitter sind die Angebote geschlechtspezifischer Täterprävention in Deutschland nicht ausreichend. Viele Täter würden ihre "Täterkarriere" schon als Jugendliche beginnen. Deshalb benötige man Konzepte und Angebote von Täterprävention, insbesondere für männliche Kinder und Jugendliche.
Den Bekämpfungsansatz aus Sicht der Kriminalprävention beschrieb Reinhold Hepp vom Bundeskriminalamt. Das von DRV, ECPAT und der Polizei gemeinsam erstellte Faltblatt "Kleine Seelen, große Gefahr..." sei einer der vielen Schritte, die zur Bekämpfung des Kindesmissbrauchs in aller Welt gemacht werden müssten. Eine ähnliche Initiative könne er sich auch mit Internetprovidern vorstellen, sagte der Experte. Er begrüßte des Weiteren die Einrichtung eines Netzwerkes zur Kriminalprävention auf EU-Ebene.
Klaus Dietsch von der Studiosus-Reisen München GmbH sowie DRV-Geschäftsführer Leonhard Reeb erläuterten die Handlungsspielräume der Reiseveranstalter. Neben der Information und Sensibilisierung der Reisenden, unter anderem mit dem schon erwähnten Faltblatt "Kleine Seelen, große Gefahr...", versuchten die Reiseveranstalter vermehrt ihre Partner im Zielland einzubinden. So seien Hotelverträge sofort kündbar, wenn Kinderprostitution dort stattfinden sollte. Die Reiseleiter vor Ort würden dahin gehend geschult, Hinweisen von Reisenden über eventuellen Kindesmissbrauch entschlossen nachzugehen.