Sportausschuss/
Berlin: (hib/WOL) Politik und Wirtschaft müssen Sportvereine
nach der Auffassung des Deutschen Sportbundes (DSB) als sozial
integrative Kraft vor Ort begreifen. DSB-Vizepräsident
Hans-Georg Moldenhauer sagte in der Anhörung des
Sportausschusses zur "Situation der Sportvereine in den neuen
Bundesländern" am Mittwochnachmittag, in den östlichen
Bundesländern würden sich die demografischen Probleme
deutlicher auswirken als bundesweit. Die Aussage des
DSB-Präsiden deckte sich mit den Stellungnahmen der
übrigen Sachverständigen. Auch Professor Jürgen Baur
von der Universität Potsdam hob die soziale und
gesellschaftliche Bedeutung der Sportvereine hervor. Danach decken
diese neben der Förderung des Spitzensports auch eine
Grundversorgung im Bereich der Gesundheit ab und sind
außerdem Orte der sozialen Begegnung. Während der DSB
einen Anteil von 26,6 Prozent als Mitglieder in Gesamtdeutschland
verzeichne, liege die Vereinszugehörigkeit in Thüringen
und Sachsen-Anhalt bei jeweils 15 Prozent, in
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen bei etwa 12 Prozent und in
Brandenburg bei 11 Prozent. Andererseits seien die relativ kleinen
und überwiegend schwach strukturierten ostdeutschen
Sportvereine zunehmend die einzige Freizeiteinrichtung vor Ort. Der
Vorsitzende des Kreissportbundes Vogtland, Steffen Fugmann,
bestätigte die Funktion von Sportvereinen als "Sozialstation".
Diese Einschätzung unterstrich auch Lutz Bengsch,
Geschäftsführer der Zentralverwaltung des
Landessportbundes Sachsen-Anhalt. Er verwies darauf, dass die
Sportstätten nur dort gut frequentiert würden, wo
Qualität geboten werde. Entscheidend sei deshalb die
Unterstützung der Betreiber durch Politik und Wirtschaft, um
Gelände, Ausstattung und Betriebskosten so zu halten, dass das
Angebot sowohl dem Spitzensport als auch dem Breitensport gerecht
werde. Der Präsident des Landessportbundes
Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Remer, betonte für seinen
Landesverband eine Steigerung der Mitgliederzahlen. Gleichwohl sei
die weitere Förderung des Bundes unverzichtbar. So sei die
Fortsetzung des so genannten Goldenen Plans Ost notwendig, weil
dies auch die Länder zwinge, Fördermittel für
Sportvereine als integrative soziale Einrichtungen bereit zu
stellen. Dazu forderte Remer auch den Einfluss der Bundespolitik
ein, die Zuverlässigkeitsprüfung etwa für
Segelflieger (die anlässlich der Terrorbekämpfung wieder
eingeführt wurde) abzuschaffen und auch die Besteuerung der
Wassersportvereine zurückzunehmen. Wenn diese im vollen Umfang
eingefordert werde, führe dies eine Vielzahl wertvoller
Einrichtungen direkt in die Pleite. Von Seiten der Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD wurde signalisiert, hier sei man inzwischen
nach Rücksprache mit den Haushältern "auf gutem
Weg".