Die JMT sind ein Mammutprojekt, organisiert von der Jugendpresse Deutschland in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Deutschen Bundestag. Ihr Titel in diesem Jahr piekste die alte Diskussion an: "Jugend und Politik - [k]ein Auslaufmodell?" Eine Frage, die zumindest auf dem Nachwuchsjournalistenkongress rhetorischen Charakter hat. Denn wer hier teilnimmt, der will gestalten. Schon in ihren Bewerbungen mussten sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 25 Jahren intensiv mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinandersetzen und einen Artikel, Radio- oder Fernsehbeitrag über ihre Zukunftsvision einsenden. "In Zeiten von ‚Du bist Deutschland!' stellt sich einem unweigerlich die Frage: Wer ist dann Europa?", schrieb da zum Beispiel Julia Andert, 22, aus Nidderau. Und bilanzierte: "Es ist an der Zeit, dass sich Europa Gedanken über knallharte PR-Maßnahmen macht und dabei klotzt statt kleckert." Die 21-jährige Lena Baack aus Buchholz sieht das ein wenig anders: "Europa besteht aus einzelnen großartigen Nationen, die voller Kultur und Traditionen stecken und ihren Charme nur bewahren, wenn sie so bleiben wie sie sind."
Kontroverse Meinungen und hitzige Diskussionen - die sind auf den JMT nicht nur zugelassen, sie sind stets erwünscht. In diesem Jahr über Familie, Bildung, Europa, Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Wirtschaft. Vier Tage lang, von Donnerstag bis Sonntag, debattierten die Jugendlichen "mit Spitzenpolitikern und Medienprofis, aber auch Botschaftern, einem leibhaftigen Kardinal, Künstlern und Wirtschaftsleuten - in so spannenden Zusammensetzungen hat es das selten gegeben", sagt der JMT-Pressesprecher, Maximilian Kall. Den Fragen der Teilnehmer stellten sich zum Beispiel der Chef des Bundeskanzleramtes, Thomas de Maizière, Professor Christoph Fasel, Leiter der Henri-Nannen-Schule, die Ikone des investigativen Journalismus, Günter Wallraff, Aktionskünstler Christoph Schlingensief und Klaus Liedtke, Chefredakteur des National Geographic Deutschland. Susanne Kastner, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, hatte die jungen Medienmacher schon im Grußwort der Tagungsschrift ermutigt: "Zeigt, wie eure Generation denkt! Ihr habt eine echte Chance, mit euren Ideen Einfluss auf künftige Themen in der Politik zu nehmen."
Nach den Vorgänger-Veranstaltungen in Schwerin, Köln, München und Hamburg sind die Jugendmedientage im Bundestag wohl der vorläufige Höhepunkt in der Organisation des Kongresses. "Für uns könnte es keinen interessanteren Veranstaltungsort geben", sagt Maximilian Kall. 1.400 Bewerbungen waren dem Verband junger Medienmacher ins Büro geflattert. Eine Jury wählte schließlich die 600 Teilnehmer aus.
Und weil wahre Visionäre nicht nur denken und reden, sondern vor allem auch handeln, gehörten die Praxisworkshops bei den Hauptstadtmedien für viele zu den ganz großen Highlights. "Mitmachen, teilhaben - das ist das A und O der Demokratie. Die Jugendmedientage zeigen einmal mehr: Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wollen sich engagieren und interessieren sich für Entwicklungen in Gesellschaft, Politik und Medien", meint Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. Da stimmt Maximilian Kall zu: "Jugendliche stellen Fragen, sind kritisch, diskutieren und machen selbst spannende Medien. Sie wollen die Themen, die ihre Zukunft betreffen, diskutieren. Sie wollen Kontakte sammeln. Sie wollen sich auch politisch engagieren, vielleicht nur nicht in der klassischen Form."
Und wer heute eine Vision hat, der hat morgen eine Zukunft.