Noch am Abend des 20. Juli 1944 sind im sogenannten Bendlerblock in Berlin mehrere Widerstandskämpfer standrechtlich erschossen worden. Andere Hauptbeteiligte wie Henning von Tresckow kamen einer Verhaftung und Verurteilung durch Selbstmord zuvor. Einer der jungen Offiziere um Tresckow war der 1915 geborene Major Hans-Ulrich von Oertzen. Er stammte aus einer in Mecklenburg ansässigen Adelsfamilie und sympathisierte wie viele Soldaten in den 30er-Jahren durchaus mit dem NS-Regime. An der Ostfront kam er mit Tresckow zusammen und dadurch mehr und mehr mit der kleinen Schar der Widerständler gegen das Regime. Einen Tag nach dem gescheiterten Attentat hat sich von Oertzen mit einer Gewehrsprenggranate selbst das Leben genommen, er war 29 Jahre alt geworden.
An den heute kaum noch bekannten von Oertzen erinnert dieses Buch. Es ist ein Beispiel dafür, wie man mit intensiver Recherche, mit profunder Quellenkenntnis und intensiver Befragung noch lebender Zeitzeugen (vor allem seiner Frau Ingrid) ein bewegendes Zeitzeugnis zum 20. Juli schreiben kann. Der Autor erzählt das Leben von Oertzens anhand vieler erhalten gebliebener Briefe und schildert dessen mutiges, letztlich aber vergebliches Handeln am 20. Juli in Berlin. Eine wichtige Arbeit zum Widerstand aus dem kleinen, zu diesem Thema so rührigen Verlag.
Lars-Broder Keil, Hans-Ulrich von Oertzen.
Offizier und Widerstandskämpfer.
Lukas Verlag, Berlin 2005; 180 S., 19,90 Euro