Die große Magistrale von Berlin über Warschau und Minsk nach Moskau gehört zu den wichtigsten Verkehrsverbindungen im nordöstlichen Europa. Sie hat sich seit Napoleons Zeiten tief in das Gedächtnis der Menschen eingegraben. Heute durchquert sie vier Länder, die einst vom Sozialismus geprägt waren, aber inzwischen ganz unterschiedliche politische und wirtschaftliche Strukturen aufweisen.
Studenten des international besetzten Kolleges am Dessauer Bauhaus haben in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Exkursionen entlang der Magistrale intensive, wissenschaftlich vorbereitete Untersuchungen und Feldforschungen unternommen. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in diesem zweisprachig (deutsch/englisch) gehaltenen Band zusammengefasst.
Im Ergebnis liefert das Buch einen hochinteressanten Vergleich des teilweise großen Unterschieds in der wirtschaftlichen, sozialen, politischen und auch städtebaulichen Entwicklung der großen Städte und auch kleinerer Orte. Die Studenten haben demografische Probleme, Fragen des Wohnungsbaus, der Verkehrsverbindungen jeweils im Vergleich untersucht, aber auch - hier besonders in Weißrussland - die Rolle der bedrängten politischen Opposition und entstehende marktwirtschaftliche Strukturen mittels Befragungen und Interviews im Blick gehabt.
Es ist ein Werkstattbuch - mit dem Vorteil unmittelbar erarbeiteten Wissens und direkter Erfahrungen, aber auch mit den Nachteil, dass viel, ja eigentlich zu viel hineingepackt ist. Die überaus eng gesetzte Helvetica ist einfach sehr schwer lesbar. Dafür entschädigen aber die vielen guten, freilich wegen des oft tristen Alltags auch bedrückenden Aufnahmen.
Regina Bittner, Wilfried Hackenbroich, Kai Vöckler (Hrsg.): Transiträume. Transit Spaces. Frankfurt/Oder - Poznan; Warschau; Brest; Minsk; Smolensk; Moskau. edition bauhaus, Band 19 der Stiftung Bauhaus Dessau. Jovis Verlag, Berlin 2006; 480 S., 34,80 Euro