Ein umfassendes, durchaus spannend zu lesendes Werk ist es, das der Erlangener Geschichtsprofessor hier vorgelegt hat. Kenntnisreich und detailliert, ohne sich in überflüssige Kleinigkeiten zu verlieren, schildert Metz die Anfänge der Zivilisation und der Technik - vom ersten Steinhammer über die Erfindung der Elektrizität bis hin zur "Industrialisierung des Krieges" durch modernstes Gerät. Immer im Blick hat er dabei auch die Auswirkungen des Fortschritts auf die Gesellschaft: die Entwicklung von Städten zu Beginn des 11. Jahrhunderts etwa, die auf eine zunehmende Zahl von Handwerkern und Gewerbetreibenden und den beginnenden Tauschverkehr zurückzuführen ist. Oder auch die Herausbildung der Sozialpolitik gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, die die vielen und bis dahin weitgehend unbekannten Risiken einer völlig neuen gesellschaftlichen Klasse abfedern sollte - die der Arbeiterschaft.
Wie ein roter Faden zieht sich die (freilich nicht ganz neue) These durch das Buch: Freiheit, Eigentum und Individualisierung, grundlegende Werte heutiger Gesellschaften, sind durch neue Techniken und Arbeitsweisen überhaupt erst entstanden. Kritisch bemerkt Metz, dass sich Wachstum heute in immer größeren Geschwindigkeiten vollziehe, Geschwindigkeiten, die für den Menschen oft gar nicht mehr nachvollziehbar seien. Was eben noch neu war, ist im nächsten Moment überholt. Nichts ist von Bestand.
Der Autor zieht daher ein düsteres Resümee: "Am Ende der Technik steht das Ende des Menschen." Denn der reproduziere sich durch eigene Technik inzwischen selbst und mache sich so überflüssig. Zudem gefährde er durch immer perfidere und perfektere Methoden der Kriegsführung letzlich die eigene Existenz - "eine selbstzerstörerische Dynamik mit unabsehbaren Konsequenzen."
Karl H. Metz: Ursprünge der Zukunft - Die Geschichte der Technik in der westlichen Zivilisation. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006; 579 S., 49,90 Euro