Nimmt die Scharia, das von muslimischen Glaubensgrundsätzen geprägte Strafrecht, Einfluss auf die Rechtssprechung in europäischen Ländern? Mit dieser provozierenden Frage befassten sich vergangene Woche im Europaparlament Islamwissenschaftler, Frauenrechtlerinnen und Politiker der konservativen EVP, die zu dem Treffen eingeladen hatte. Vertreter eines gemäßigten, die säkulare Gesellschaftsordnung befürwortenden Islam waren nicht eingeladen. Entsprechend düster fielen die Analysen aus. Pater Hans Vöcking von Rat der Europäischen Bischöfe räumte zwar ein, dass der Islam pluralistisch sei und keine einheitliche Doktrin kenne. Erst im 19. Jahrhundert habe das Osmanische Reich daraus für die Gemeinschaft bindende Regeln, die Scharia, abgeleitet. In Europa aber zeige sich der Islam nur "in der Interpretationsrichtung der Muslimbrüder." Die in Köln lebende iranische Frauenrechtlerin Mina Ahadi kritisierte, dass die westlichen Gesellschaften ihre Werte nicht entschieden genug vertreten. "Europäische Regierungen müssen den Säkularismus verteidigen und scharfe Kritik gegen islamische Organisationen formulieren. Und die EU-Abgeordnete Renate Sommer (EVP), bilanzierte es so: "Wir werden um die Verteidigung unserer politischen Leitkultur nicht herumkommen. Damit ist die Scharia in keiner Weise und auch in keiner "gemäßigten" Form vereinbar."