Wenn Johannes Singhammer von Familienpolitik spricht, dann wirkt das nicht wie blauäugiges Gefasel. Der sechsfache Vater und familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion weiß aus Erfahrung, wovon er spricht. "Ich bin ein begeisterter Familienmensch", offenbart der 54-Jährige mit Nachdruck, "natürlich wird es mitunter auch mal stressig, aber es macht einfach Spaß mit Kindern."
Besonders in seiner Funktion als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend innerhalb der CDU/CSU-Fraktion liegt es Singhammer am Herzen, die Wertschätzung der Familie aufrechtzuerhalten. "Kinder sind die Zukunft der Gesellschaft und die Fachkräfte von morgen", stellt der CSU-Abgeordnete fest. Jedoch sind Kinder für ihn weit mehr als nur politische oder gesellschaftliche Faktoren, mehr als nur nackte Zahlen in einer demographischen Statistik. "Wenn sich Erwachsene auf die Ebene von Kindern begeben, auf 90 oder 100 Zentimeter, dann führt das nicht zu einer Verkindlichung, sondern zu einer Humanisierung", philosophiert der studierte Jurist, der den Blick durch die Augen der Kinder für wichtig und bereichernd hält. Besonders froh ist er daher, dass die Familienpolitik wieder stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt ist.
"Familienpolitik wird jetzt nicht mehr nur als Gedöns abgetan, sondern ist endlich wieder Chefsache", freut sich Singhammer und glaubt, dass eine familienpolitische Neuorientierung auch dringend an der Zeit war. Entscheidend sei, dass der Mensch letztendlich immer "die Sehnsucht in sich spürt, in einer Familie zu leben". Diesem Wunsch müsse die Politik entsprechen und für sichere Rahmenbedingungen sorgen.
Nicht zuletzt dieser Grundlagen wegen fordert Singhammer schon seit Anfang des Jahres eine Erhöhung des Kindergeldes um 50 Euro. Auch wenn er mit dieser Forderung derzeit noch allein auf weiter Flur steht, ist er sich sicher, dass dieses Thema Ende des Jahres verstärkt zur Disskussion kommt. Er schlägt vor, das Kindergeld im zweiten und dritten Lebensjahr des Kindes zu erhöhen, um einen Anschluss an das Elterngeld zu gewährleisten und den Eltern so die Wahlfreiheit zwischen Eigen- und Fremdbetreuung zu überlassen. Auch für finanzierbar hält er seinen Vorschlag: "Die Kosten von 700 Millionen Euro entsprechen dem Betrag, den das Finanzministerium als Einsparung beim Kindergeld infolge des Geburtenrückgangs berechnet hat."
Zur Politik kam der gebürtige Münchener Anfang der 1970er-Jahre, als er in die CSU eintrat. "Damals gab es eine große Zustimmung für die Politik Willy Brandts - daran musste gearbeitet werden", grinst er. Nach einer Laufbahn als Ministerialbeamter, zuletzt als Grundsatzreferent im Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, zog er 1994 erstmals in den Bundestag ein. Im Jahr 2005 klappte es nicht mit der Direktwahl im Wahlkreis München-Nord, sodass Singhammer erst im November 2005 für den ausscheidenden Edmund Stoiber nachrückte. "Seitdem bin ich der erste, der sich als legitimer Nachfolger Stoibers bezeichnen darf", lacht er.
Besonders prägend war für ihn ein Erlebnis mit Franz-Joseph Strauss Ende der 1970er-Jahre, als dieser für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten kandidierte. "Damals habe ich eine Raddemonstration als Wahlkampfveranstaltung organisiert", erinnert sich Singhammer, "als plötzlich außerplanmäßig Strauss im Trainingsanzug dazustieß, mitradelte und später auf einer improvisierten Bühne eine Rede hielt." Noch heute hängt ein mit Widmung und Unterschrift versehenes Bild des CSU-Urgesteins in Singhammers Büro. "Soetwas hat nicht jeder", sagt er stolz.
Abseits der Politik begeistert sich der Bajuware fürs Skilaufen und "Radlfahrn", wie er es in seinem unaufdringlichen Dialekt nennt. Auch hinter dem heimischen Herd fühlt er sich durchaus wohl. "Dampfnudeln mit Vanille- oder Weinschaumsoße sind meine Spezialität", verrät der Hobbykoch mit einem Anflug von Stolz. "Die sind bei meinen Kindern und meiner Frau ein echter Renner", fügt er noch hinzu - er ist eben ganz und gar ein Familienmensch.