Der Historiker Heinrich August Winkler ist wahrlich kein Mann der lauten und aggressiven Töne. Wohl aber einer der deutlichen Ansage und differenzierten Analyse. Das hat der vor kurzem emeritierte Professor nicht nur in Hörsälen, Talkshows oder lesenswerten Standardwerken über die Weimarer Republik und Deutschlands "langem Weg nach Westen" bewiesen. Sondern auch in zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, in denen er noch pointierter den deutschen Sonderweg seit dem 19. Jahrhundert ausgeleuchtet, die Einzigartigkeit der "Judenvernichtung" im Historikerstreit begründet und die Wurzeln der westlichen Wertegemeinschaft freigelegt und verteidigt hat.
In 20, aus drei Jahrzehnten stammenden Essays spannt Winkler immer wieder eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart. Verstehen und Verständigung lautet quasi das Motto des Willy Brandt-Verehrers, der in seinen aufklärenden Aufsätzen auch die politischen Leistungen eines Adenauer und Bismarck kritisch zu würdigen weiß. Winklers kontinuierliche wie konstruktive Kritik an fremden und eigenen Positionen macht die Lektüre denn auch relativ ideologie-, aber niemals ideenfrei.
Auf ewig in Hitlers Schatten. Über die Deutschen und ihre Geschichte.
C.H. Beck Verlag, München 2007; 224 S., 19,90 ¤