Im politischen Leben kommt es häufig
vor, dass bereits alles gesagt ist, nur noch nicht von jedem.
Deshalb wird ein Redner nach dem anderen nicht müde, obwohl
eingangs einer Rede bereits verkündet wird, man könne
sich im Grunde den Worten des Vorredners nur anschließen, die
eigentlich gleiche Sicht der Dinge doch nochmal in eigene Worte zu
fassen. Das ist grundsätzlich auch im Bundesrat nicht anders.
Besonders nicht, wenn die Kanzlerin zu Gast ist und - auf Wunsch
der Länder - das Programm der deutschen
EU-Ratspräsidentschaft vorstellt; so geschehen am 16.
Februar.
Wie schon so häufig in den vergangenen
Wochen skizzierte Angela Merkel die Themenfelder und Ziele, die bis
Mitte dieses Jahres auf der Agenda der deutschen
Ratspräsidentschaft stehen und die aus Sicht der
Bundesregierung wichtig oder gar entscheidend für die Zukunft
Europas und der Union als politisch-wirtschaftlichem Gemeinwesen
sind. An oberster Stelle steht dabei der Dialog mit den
Bürgern. Die Vorteile der EU könnten für viele
Bürger - vor allem in den Ländern, die den
Verfassungsentwurf abgelehnt hatten - die Grundzweifel an der Union
nicht ausräumen, sagte die Kanzlerin. "Wir brauchen einen
intensiven Dialog mit den Bürgern." Dieser müsse auf
allen staatlichen Ebenen geführt werden, deshalb komme den
Ländern eine besondere Verantwortung zu, bat Merkel die
Ministerpräsidenten um Mithilfe. Um mehr Wissen über
Europa an die Bürger zu bringen, schlägt sie vor,
intensiver an Schulen zu werben.
Die Ministerpräsidenten sehen das ganz
ähnlich wie die Kanzlerin. Von Stoiber über Beck bis
Carstensen betonten die Länderchefs Wichtig- wie Richtigkeit
des deutschen EU-Fahrplans und sicherten der Kanzlerin ihre
Unterstützung zu. "Wir stehen vorbehaltlos hinter dem
Programm", sagte Edmund Stoiber (CSU), und Kurt Beck
verallgemeinerte, die Kanzlerin könne von der
Unterstützung des gesamten Bundesrates ausgehen.
Weitestgehend einig sind sich die
Ministerpräsidenten auch bei der Betonung ihrer Interessen. So
sei mehr Subsidiarität ebenso wichtig wie eine stärkere
Rechtsfolgenabschätzung, die zu einem Abbau von
Bürokratie führen soll. Außerdem sprachen sich die
Ministerpräsidenten wie die Kanzlerin für die
Einführung des Prinzips der Diskontinuität, bei dem nicht
abgeschlossene Gesetzgebungsvorhaben mit dem Ende einer
Legislaturperiode abgesetzt werden, auf europäischer Ebene
aus. Dies sei ein Schritt zu mehr Demokratie.