Der Volksmund weiß, was aus den
Absolventen von Waldorf-Schulen wird: Menschen, die ungeheuer
kreativ und enorm sozial sind. Tatsächlich taugt das Klischee
nur bedingt: Lediglich fünf Prozent der Waldorf-Schüler
schlagen sich später als Künstler durch; auch in sozialen
Berufen sind sie nicht besonders häufig vertreten. Stattdessen
ergreifen sie meist ganz normale akademische Berufe: Lehrer,
Ingenieure, Ärzte oder Apotheker.
Die Ehemaligen-Studie "Absolventen von
Waldorfschulen" der Sozialforscher Dirk Randoll und Heiner Barz
gibt einen höchst interessanten Einblick in ein halbes
Jahrhundert Waldorf-Pädagogik. Der Leser lernt hier nicht nur,
dass in den meisten Elternhäusern die Lehre Rudolf Steiners
gar keine Rolle spielt - und folglich kaum einer der
Waldorf-Schüler zum Anthroposophen wird. Sondern auch, dass
die Schulen zwar Kreativität, Selbstbewusstsein und soziale
Kompetenz vermitteln aber offenbar klare Defizite in der Didaktik
haben. So mancher der befragten Absolventen kommt zwar prima in der
Gesellschaft zurecht - hätte aber gerne mehr gelernt.
Heiner Barz, Dirk Randoll:
Absolventen von Waldorfschulen. Eine
empirische Studie zu Bildung u. Lebensgestaltung.
VS-Verlag, Wiesbaden 2007; 392 S., 32,90
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