"Berlin ist pleite, aber künstlerisch höchst produktiv"
Berlin: (hib/BES) "Es macht sich bemerkbar, dass Berlin pleite ist" - so lautet das Fazit von Adrienne Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds über die schwierige Lage der Kunst- und Kulturförderung in der Hauptstadt. Zusammen mit Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, und Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, stand Goehler am Mittwochabend dem Kulturausschuss Rede und Antwort zum Thema Hauptstadtkulturförderung. Die finanzielle Notlage Berlins hat - so die Einschätzung Goehlers - zwei Seiten. Berlin sei pleite und depressiv, aber gleichzeitig zeichnet die Stadt "höchste künstlerische Produktivität" aus, die auch international eine große Anziehungskraft ausübt. Goehler kritisierte gleichzeitig, dass der Bund und das Land Berlin den 1999 gegründeten Hauptstadtkulturfonds als "ihre Sparbüchse verstehen". Im laufenden Jahr habe der Fonds 9,8 Millionen Euro zu verteilen. Dabei müsse er dem "spezifischen Milieu Berlins" gerecht werden und eine Balance zwischen verschiedenen Richtungen in der Kunst- und Kulturszene wahren. Gefördert würden Projekte und Veranstaltungen, die für die Hauptstadt bedeutsam oder besonders innovativ seien und nationale oder internationale Ausstrahlung hätten. Besonders lebendig sei die Berliner Tanzszene - "die vitalste in der Republik". "Wir sind sehr stolz, dass der Fonds inzwischen ein sehr wichtiger Koproduzent geworden ist". Es gebe auch Kooperationen zwischen institutionellen Grenzen, innerhalb der "freien" Theatergruppen, und zunehmend auch mit Staatstheatern und Festivals im In- und Ausland.
Über knappe Kassen klagte auch Pfeiffer-Poensgen: Die Einkaufsmittel der Länder für Museen und andere Kultureinrichtungen seien zum Teil gestrichen worden. So versuche die Kulturstiftung der Länder Finanzierungsallianzen zu schmieden. Die Aufgabe der 1987 gegründeten Stiftung sei die Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur nationalen Ranges. Berlin sei dabei ein Land unter anderen. Für seine Belange würden "grob geschätzt" neun bis zehn Prozent der Gesamtausgaben der Stiftung verwendet. Hingegen gibt die Stiftung des Bundes - als 2002 gegründete die jüngste der drei Institutionen - 20 bis 25 Prozent ihrer Mittel für Berlin aus, so die Auskunft Völckers.
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