Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Anhörung)/
Berlin: (hib/HAU) Das von der Bundesregierung vorgelegte Konzept
zur Umstrukturierung der Agrarressortforschung ist unter Experten
umstritten. Das wurde während einer öffentlichen
Anhörung am Mittwochvormittag im Landwirtschaftsausschuss
deutlich. Das Konzept sieht eine "Vier Säulen Strategie" vor.
Dazu sollen die bisherigen sieben Bundesforschungsanstalten mit 71
Instituten an 35 Standorten auf vier Bundesforschungsinstitute mit
49 Instituten an 21 Standorten reduziert werden. Den mit der
Umstrukturierung verbundenen Stellenabbau stellte Bernhard Bauer,
Vorsitzender des Hauptpersonalrates beim Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), in
den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Er forderte
Planungssicherheit für die betroffenen Mitarbeiter. Bei der
Erstellung des Konzeptes seien zwar Anregungen und Forderungen des
Hauptbetriebsrates übernommen worden. Dennoch gebe es weiteren
Handlungsbedarf. So sollen bis zum Jahre 2014 rund 350 Stellen
abgebaut werden. Dies sei nicht zu verkraften und führe zu
einem unverminderten Voranschreiten der Überalterung in der
BMELV-Ressortforschung. Gerhard Greif von der Hochschule Hannover
begrüßte die vorgesehene Änderung. Das Vier
Säulen Konzept sei eine gute und sinnvolle thematische
Ausrichtung. Er forderte eine zügige Umsetzung, um die
wissenschaftlich ausgerichtete zukunftsorientierte Forschung nicht
durch lähmende Struktur- und Personaldebatten in Frage zu
stellen. Professor Reinhard F. Hüttl vom Deutschen
Wissenschaftsrat begrüßte ebenfalls die Neuausrichtung.
Der vorgesehene Bürokratieabbau schaffe mehr Raum für die
Forschung. Auch die vorgesehene Öffnung für Kooperationen
mit Bereichen außerhalb der Ressortforschung sei gut und
wichtig. Miterarbeitet wurde das Konzept von Professor Thomas
Mettenleiter, Präsident des Senats der
Bundesforschungsanstalten des BMELV, der daher auch lobende Worte
fand. Vor dem Hintergrund des fortdauernden Stellenabbaus habe man
die BMELV-Ressortforschung organisatorisch und inhaltlich
gestrafft, um die Aufgabenerfüllung weiterhin auf hohem Niveau
sicherzustellen. Als "nicht ausreichend begründet" bezeichnete
hingegen Professor Hans Peter Piorr von der Fachhochschule
Eberswalde das Konzept. In der jetzigen Form könne er ihm
nicht zustimmen. Viele Fragen seien ungeklärt. So werde aus
dem Konzept beispielsweise nicht klar, welche Ressortforschung der
Politikberatung diene. Auch Fragen einer eventuellen
Wettbewerbsverzerrung auf dem Forschungsmarkt durch das Auftreten
von BMELV-Forschungseinrichtungen würden nicht beantwortet.
Professor Karl-Hans Zessin von der Freien Universität Berlin
bemängelte die fehlende Situations- und Bedarfsanalyse. So sei
es schwer, das Konzept insgesamt und vor allem seine zumeist vage
oder ausgebliebene Argumentation und Untermauerung bei
Einzelbereichen nachzuvollziehen. Professor Siegfried Wolfram von
der Universität Kiel sieht das Konzept im Wesentlichen durch
die Reduzierung von Standorten und den Abbau von Personal
geprägt. Innovative Vorschläge für eine effizientere
Organisation der Forschung vermisse er leider, so Wolfram. Er
plädiere für eine stärkere Vernetzung mit anderen
Forschungseinrichtungen, insbesondere den Universitäten.
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