Unterausschuss Regionale Wirtschaftspolitik
(Anhörung)/
Berlin: (hib/VOM) Strukturschwache Wirtschaftsregionen sollten auch
in Zukunft mit Fördermitteln unterstützt werden werden.
Dafür hat sich Astrid Ziegler, Wissenschaftlerin im
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der
Hans-Böckler-Stiftung, am Montagnachmittag im Unterausschuss
"Regionale Wirtschaftspolitik" des Wirtschaftsausschusses
ausgesprochen. Sie äußerte sich damit kritisch zum
Modell einer Förderung vor allem von Wachstumskernen, die
darauf abzielt, "Ausstrahlungseffekte" auch auf periphere Regionen
zu bewirken. Zu solchen Ausstrahlungseffekten komme es nicht, so
Ziegler, weshalb an der traditionellen Regionalförderung
festgehalten werden sollte. Der Unterausschuss hatte Praktiker und
Wissenschaftler dazu befragt, wie eine zukunftsgemäße
Regionalförderung im Spannungsfeld europäischer und
nationaler Aufgaben aussehen sollte. Im Übrigen bezeichnete
Ziegler nichtinvestive Maßnahmen, etwa die Förderung von
Netzwerken und Regionalmanagements, als "Modethema". Wichtiger sei
es, den strukturschwachen Regionen stabilere langfristige
Perspektiven zu geben. Roland Gießelbach vom
Landesförderinstitut Mecklenburg-Vorpommern nannte Begriffe
wie "Metropolregionen", "Cluster" oder "Leuchttürme"
akademisch. In Mecklenburg-Vorpommern würden Empfehlungen, die
Möglichkeiten zu verbessern, damit man von den
Ausstrahlungseffekten der Zentren profitieren könne, nicht
greifen. Es sei zu bezweifeln, ob alle Regionen im Land von Berlin
oder Hamburg noch profitieren könnten. Die geografische
Ausstrahlung von Agglomerationen in dünn besiedelte Gebiete
liege bei etwa 100 Kilometern. Eine Politik des "Stärkens der
Starken" birgt nach Auffassung von Carsten Hansen vom Deutschen
Städte- und Gemeindebund die Gefahr der Mitnahmeeffekte.
Hansen trat dafür ein, die Zahl der Förderprogramme zu
reduzieren und den Mitteleinsatz flexibler zu gestalten. Weniger
Instrumente erhöhten die Transparenz. Besser sei eine
Förderung, die die Eigenarten und Stärken der Regionen in
den Mittelpunkt stellt, damit eine gleichwertige Entwicklung "ohne
Rangfolge" möglich bleibe. Bei der Investitionszulage
plädierte Hansen für einen "zielorientierten
Mitteleinsatz", weil sie nicht nur eigenkapitalschwachen kleinen
und mittleren Unternehmen zugute komme. "Sehr gering" nannte Gerold
Eger von der Regierung der bayerischen Oberpfalz die
Mitnahmeeffekte bei der von Bund und Ländern gemeinsam
finanzierten Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen
Wirtschaftsstruktur". Als erfolgreiches Beispiel der Förderung
eines Wachstumskerns schilderte Georg Werckmeister vom Deutschen
Innovationsforum die "Wolfsburg AG", die im Zuge der Hartz-Reformen
von der Volkswagen AG und der Stadt Wolfsburg ins Leben gerufen
worden sei, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Zwischen 1998
und 2002 sei die Arbeitslosigkeit in der Region von 17,2 auf acht
Prozent zurückgegangen. 15.000 neue Arbeitsplätze seien
insgesamt geschaffen worden. Dieses Konzept ließe sich auch
in den neuen Ländern anwenden, wie das Beispiel des Kreises
Wernigerode (Sachsen-Anhalt) zeige, sagte Werckmeister. Für
Professor Karl-Heinz Paqué von
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sind Fördermittel
nicht das Entscheidende, wenn es darum geht, ob ein Gewerbegebiet
sich rasch füllt oder leer bleibt. Vielmehr komme es auf
schnelle Genehmigungen, den vollen Einsatz des Bürgermeisters,
kurze Wege und den Verzicht auf Bürokratie an.
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