TAB-Projekt zeigt: Gendoping wird zukünftig möglich sein
Berlin: (hib/HAU) Trotz kaum einschätzbarer gesundheitlicher Risiken für Sportler ist mit dem Einsatz von Gendoping zu rechnen, sobald solche Verfahren verfügbar und praktikabel sind. Zu dieser Einschätzung gelangt das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), welches die Ergebnisse des Projektes "Gendoping" am Mittwochnachmittag in einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung von Forschungs- und Sportausschuss vorgestellt hat. Bei Gendoping, so stellte Projektbetreuer Arnold Sauter, klar, handle es sich nicht um "Menschenzüchtung", da derartige Strategien in absehbarer Zeit technisch nicht umsetzbar seien. Vielmehr gehe es um eine gezielte Beeinflussung der körperlichen Genaktivität - sowohl in Form einer Aktivierung, einer Verstärkung, einer Abschwächung oder Blockade. Wenn beispielweise das Myostatin-Gen, das das Wachstum der Muskeln kontrolliert, blockiert werde, komme es zu einem verstärkten Muskelwachstum. Insbesondere für Gewichtheber und Bodybuilder sei dies interessant. Angesichts der noch nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen sei dies wohl Zukunftsmusik, so Sauer. Er räumte allerdings ein: "Niemand kann ausschließen, dass es vielleicht doch irgendwo auf der Welt angewendet wird."
Die Unionsfraktion sieht in dem TAB-Bericht eine fundierte wissenschaftliche Grundlage, auf der sich Sport, Wissenschaft und Politik gemeinsam an die Spitze einer kontinuierlichen, vorausschauenden Bekämpfung des Gendopings stellen müssen. Bezüglich des Nachweises von Gendoping besteht aus Sicht der SPD Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Es müsse ein Monitoringkonzept entwickelt werden, das Hinweise auf Manipulation beim Sportler liefern könne. Die FDP fordert in diesem Zusammenhang die Entwicklung einsatzfähiger und gerichtsfester Tests zum Gendopingnachweis. Außerdem müssten klinische Studien als Zugangskanal zum Dopingmissbrauch ausgeschlossen und Fitnessstudios als mögliche Versuchsfelder verstärkt in den Blick genommen werden.
Für eine kritische Prüfung der bisherigen Sportförderpraxis spricht sich die Linksfraktion aus. Statt auf Rekordjagden, TV-Gelder und Sponsoring zu setzen, müsse sich der Sport in Richtung Prävention und Lebensqualität orientieren. Die vorläufige Entwarnung, dass der gentechnisch entwickelte Monsterathlet derzeit noch nicht zu befürchten sei, könne nicht wirklich beruhigen, so die Grünen. Es gelte daher Gendoping-Forschungsprojekte verstärkt mit Bundesmitteln zu unterstützen. Es mache die Dopingbekämpfung in Deutschland unglaubwürdig, wenn ein richtungweisendes Forschungsprojekt an der Universität Tübingen lediglich Geld von der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) bekomme, aber keine Förderung durch den Bund erhalte, kritisierten die Grünen.
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