Bessere Kennzeichnung für gentechnikfreie Lebensmittel
"Nach wie vor lehnt die Mehrheit der Verbraucher die Gentechnik in Lebensmitteln ab". Dies betont Professor Klaus-Dieter Jany vom Karlsruher Max Rubner-Institut in seiner schriftlichen Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung "Neuartige Lebensmittelverordnung - Kennzeichnung gentechnikfreier Fütterung bei tierischen Produkten", die am Mittwochmorgen stattgefunden hat.
Web-TV/Video-on-Demand
Die Aufzeichnung der Anhörung kann als Video-on-Demand abgerufen werden (siehe rechts).
Verbraucher unzureichend informiert
Nach wie vor seien Verbraucher nur unzureichend über den tatsächlichen Einsatz von Produkten aus der Gentechnik in der Lebensmittelproduktion informiert", schätzt Jany die Situation ein. Konsumenten hätten den Anspruch, dass Produkte mit dem Etikett "gentechnikfrei" während ihrer Entstehung in keiner Weise mit Gentechnik in Berührung gekommen seien. Dies gelte auch für Futtermittel: Kurz und mittelfristig seien bei gentechnikfreier Fütterung aber nicht die pflanzlichen Rohstoffe das Problem, sondern Zusatzstoffe wie Aminosäuren, Vitaminen und Enzymen. Daher müsse gewährleistet sein, dass bei einer entsprechenden Kennzeichnung die Lebensmittel auf keiner Verarbeitungsstufe mit Gentechnik in Berührung gekommen seien, so der Experte.
Kennzeichnung wird diskutiert
Diese Einschätzung teilt auch Dr. Christoph Then: Es müsse auf nationaler Ebene möglich sein, tierische Produkte, die ohne Gen-Pflanzen hergestellt wurden, freiwillig zu kennzeichnen. Die Neuartige Lebensmittelverordnung (NLV) bewertet Then in diesem Gesichtspunkt als positiv. "Die Anforderungen sind strikt und geben deswegen den Verbrauchern grundsätzlich ein hohes Maß an Sicherheit", heißt es in seiner Stellungnahme. Dem widerspricht allerdings der Einzelexperte Andreas Swoboda. Gerade bei den Regeln zur Kennzeichnung sei die Verordnung nicht an geltendes EU-Recht angepasst. "Um die Transparenz zu erhöhen und entsprechende Initiativen sichtbar zu machen, ist daher eine Positiv-Kennzeichnung ,ohne Gentechnik' sinnvoll. Dies ist in der NLV so differenziert nicht möglich", kritisiert Swoboda in seiner Stellungnahme.
Kriterien müssen klar strukturiert sein
Für klare Kriterien bei der Vergabe von Etiketten spricht
sich auch der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde
aus. Lebensmittel, die die absolut gefasste Werbeaussage ,ohne
Gentechnik' tragen, können nach der Verbrauchererwartung nicht
,mit Gentechnik', auch nicht ,mit ein bisschen Gentechnik'
hergestellt werden."
WebTV
Die Aufzeichnung der Anhörung kann ab Donnerstag als Video-on-Demand abgerufen werden.
Liste der Sachverständigen:
- Gerd Billen, Verbraucherzentralen- Bundesverband e. V.
- Dr. Claudia Döring, Deutscher Raiffeisen Verband (DRV)
- Dr. Marcus Girnau,Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.
- Prof. Dr. Klaus-Dieter Jany
- Markus Schörpf
- Andreas Swoboda
- Christoph Then