Auswirkungen der Krise auf die Kultur ungewiss
In welchem Maße die Finanzmarktkrise die Kulturförderung in Deutschland beeinflussen wird, ist noch unsicher. Die zur öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien geladenen Experten waren sich am Mittwoch, 4. März 2009, jedoch einig, dass sowohl die öffentliche als auch die private Förderung gefährdet ist.
Barbara Lison, die Präsidentin des Verbandes
Bibliothek und Information Deutschland, sagte, von dem drohenden
Wegfall privater Spenden könnten im Bibliotheksbereich vor
allem wissenschaftliche Einrichtungen betroffen sein. „Hier
spielt private Förderung vor allem beim Einkauf von
Beständen oder bei der Restaurierung eine Rolle“, so
Lison.
Freude und Furcht
Die Mitarbeiter der Stadtbüchereien freuten sich einerseits auf Gelder aus dem Konjunkturpaket II. Andererseits fürchteten sie Einsparmaßnahmen, da Kulturförderung zu den freiwilligen Leistungen der Kommunen zähle und somit reduziert werden könne.
Der Vorsitzende des Kulturausschusses der Kultusministerkonferenz,
Toni Schmid, prophezeite Probleme für
Großveranstaltungen und Projekte. „Hier geht privates
Engagement hin, also werden wir hier als erstes einen Rückgang
spüren“, sagte Schmid. Eine Reduzierung der
Eintrittspreise werde nicht notwendigerweise mehr Besucher in
Theater und ähnliches bringen.
"Die teuren Karten gehen immer weg"
Aus München wisse er: "Die teuren Karten gehen immer weg, da kann man auch noch drauflegen. Die preiswerten versuchen wir zu belassen, aber die verkaufen sich auch schlechter.“
Hierin stimmte ihm Klaus Hebborn, Beigeordneter
für Bildung, Kultur und Sport des Deutschen Städtetages,
zu. Die Nachfrage nach Tickets sei ungebrochen. Wichtig sei eine
differenzierte Politik: „Museen haben sehr gute Erfahrungen
mit eintrittsfreien Abenden oder Tagen gemacht, dadurch verdienen
sie sogar mehr, weil die Besucher später wiederkommen“,
so Hebborn.
Staatsziel Kultur ins Grundgesetz?
Er sah die kulturelle Bildung durch die Finanzmarktkrise jedoch gefährdet. Reduzierte Kartenpreise belasteten aber auch die Kommunen. Hebborn bezweifelte, dass die Aufnahme eines Staatszieles Kultur ins Grundgesetz unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzierung von Kultur haben würde.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des
Deutsches Kulturrates, war der Meinung, dass insbesondere in
Krisenzeiten die Benennung dieses Staatszieles ein positives Signal
wäre. „Auch wenn es kein juristisch einklagbarer Titel
wäre, wäre es ein Signal, dass die Kultur nicht zum
Zahlmeister wird“, sagte Zimmermann.