Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit
Berlin: (hib/WOL) "Wir müssen bei der Diskussion zur
Lösung der Feinstaub-Problematik zur Sachlichkeit
zurückkehren", mahnte der bayerische Staatsminister für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf (CSU),
in der Sitzung des Umweltausschusses am Mittwochvormittag.
Schnappauf war mit Bundesumweltminister Jürgen Trittin
(Bündnis 90/Die Grünen), der nordrhein-westfälischen
Landesministerin für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, Bärbel Höhn (Bündnis 90/Die
Grünen), und dem Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA),
Professor Andreas Troge, einer Einladung des Fachausschusses
gefolgt, über den Sachstand zur Umsetzung der Richtlinie des
Europäischen Rates vom April 1999 über Grenzwerte
für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide,
Partikel und Blei in Deutschland zu informieren. Der bayerische
Staatsminister sprach dabei das Dilemma der Kommunen am Beispiel
Münchens an, wo etwa die Hälfte der Feinstaub-Belastungen
von außen komme. Lokale Probleme seien also nur durch
überörtliche Regelungen zu lösen. Hinsichtlich der
finanziellen Fragen betonte Schnappauf die bisherige
einkommensneutrale Regelung und schlug vor, von den 19 Milliarden
Euro Ökosteuer einen Teil als Anreiz für die
Nachrüstung bei Dieselfahrzeugen einzusetzen. Das
Pingpong-Spiel bei der Zuweisung der Verantwortlichkeit zwischen
Kommunen, Land, Bund und Europa dürfe nicht fortgesetzt
werden. Bundesumweltminister Trittin hatte zuvor darauf verwiesen,
für den Anreiz einer Neuausrüstung oder Nachrüstung
von Partikelfiltern für Diesel-PKW fehle noch die Grundlage
einer verbindliche Regelung: Der Euro-5-Grenzwert für
Pkw-Dieselfahrzeuge ab 1.1.2010 sei frühestens 2007 zu
erwarten. Trittin verwies auch auf die generelle Grundhaltung, die
in Sachen Feinstaub-Problematik lange Zeit geherrscht habe. So sei
er seinerzeit der Panikmache bezichtigt worden, als er auf der
Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen eine jährliche
Anzahl von 14.000 Toten durch giftige Feinstaubpartikel bekannt
gegeben habe. Nun belege eine EU-Studie die Wahrscheinlichkeit von
mindestens 65.000 Toten jährlich durch Feinstaub. Mehr als
befremdend sei es schließlich, dass zwei aktuell vorgestellte
deutsche Diesel-Modelle weder einen Partikelfilter hätten noch
nachrüstbar seien. Zur Finanzierung erklärte Trittin,
angesichts der Steuereinnahmen der Länder in Höhe von
11,5 Milliarden Euro sei es durchaus zumutbar, wenn eine
Förderung von Partikelfiltern in Höhe von 350 Euro bei
Neufahrzeugen und 250 Euro für Nachrüstungen mit einem
Gesamtaufkommen von 1,2 Milliarden Euro auch von den Ländern
getragen werde. NRW-Umweltministerin Höhn begrüßte
den Ansatz von Bund und Ländern, das Problem gemeinsam zu
lösen, und empfahl, die Feinstaub-Problematik als
Gesundheitsproblem anzugehen. Handlungsbedarf und entsprechende
Luftreinhaltungspläne müsse es vor allem für
Ballungsgebiete geben. Über Fahrverbote müsse dann
nachgedacht werden, wenn rund fünf Prozent der Lkw als
Verursacher von 60 Prozent giftiger Feinstäube festgestellt
würden. Professor Troge ging als Präsident des
Umweltbundesamtes auch auf die Problematik ein, dass zwischen den
Bundesländern unterschiedliche Werte giftiger
Feinstaubmessungen angegeben seien. Die Liste der
Grenzwert-Überschreitungen führt laut Troge Stuttgart mit
einer noch nicht aktualisierten Anzahl von Tagen an, gefolgt von
München mit 42 Tagen sowie Dortmund und Berlin mit jeweils 36
Tagen. In Bezug auf die Innen- und Außenwirkung führte
Troge aus, bei Bussen und Bahnen liege der Grenzwert
gefährlicher Feinstäube in den Fahrzeugen infolge einer
Sogwirkung höher als die gemessenen Außenwerte.
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