/Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (Anhörung)
Berlin: (hib/SKE) Angebote zur beruflichen Weiterbildung
müssen besser auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt
werden. Um auch Fortbildungen abgeneigte Leute zum Lernen zu
motivieren und die Notwendigkeit, nach dem Schulabschluss
weiterzulernen, allen sichtbar zu machen, müsse Weiterbildung
ein fester Bestandteil des Lebens werden. Darüber waren sich
die Experten in der öffentlichen Anhörung des Ausschusses
für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zum
Thema "Lebenslanges Lernen - Bedarf und Finanzierung" am Montag
einig. Schulabbrecher und andere Geringqualifizierte müssten
anders als bisher motiviert werden. Professor Gerhard Bosch von der
Gesamthochschule Duisburg sagte, diejenigen, die eine schlechte
Ausgangslage hätten, müssten "in den Betrieben aktiv
überzeugt werden". Eine traditionelle Beratung nütze bei
ihnen nichts mehr. "Wir müssen ganz weg vom Konzept der Schule
und Lernen im Prozess der Arbeit anbieten", meinte auch Professor
Friedrich Hubert Esser, Leiter der Abteilung Berufliche
Weiterbildung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Das
Selbstvertrauen in Prüfungssituationen fehle oft. Wichtig sei
in seinem Berufsfeld auch die gute Vorbildung des Meisters, da er
dann seine Angestellten zum Lernen animiere. Professor Dieter
Timmermann, Vorsitzender der früheren Expertenkommission
"Finanzierung Lebenslangen Lernens", hob als positives
internationales Beispiel Schweden hervor. Hier sei die berufliche
Weiterbildung in "ein System des Lernens" angelegt. Die Einordnung
der Fortbildung in eine vierte Säule, also abgetrennt von
Schule und Lehre, könne eher hinderlich sein. In Schweden
könnten sich Arbeitnehmer vom Betrieb freistellen lassen und
würden teilweise vom Staat finanziell unterstützt, wenn
sie Kurse besuchen wollten. Lebenslanges Lernen als vierte
Säule des Bildungssystems hielt dagegen Stephanie Odenwald von
der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für sinnvoll.
Weiterbildung müsse in den öffentlichen Sektor genauso
eingebunden sein wie Schule. Daher seien gesetzliche Regelungen und
ein finanzielles Konzept des Bundes notwendig. Nicht nur mangelnde
Motivation sei der Grund für wenig Fortbildung, sondern auch
mangelndes Geld auf Seiten der Anbieter, hob Ulrich Aengenvoort,
Verbandsdirektor des Deutschen Volkshochschulverbandes hervor.
Außerdem seien die Volkshochschulen davon abgekommen, "nur
Angebote von der Stange zu machen". Inzwischen kooperierten sie
auch mit Unternehmen und stellten sich auf die konkreten
Bedürfnisse von deren Angestellten ein.
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