Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit (Anhörung)/
Berlin: (hib/AS) Nicht als "großen Wurf", sondern als
notwendige Reparaturmaßnahme bewertete ein Großteil der
Sachverständigen im Umweltausschuss am Mittwochnachmittag die
neuen Regelungen für die Sammlung und Entsorgung von
Verpackungsmüll. Bei der Anhörung des Fachausschusses
über die Fünfte Verordnung zur Änderung der
Verpackungsverordnung erklärte ein Großteil der
Sachverständigen zwar, dass eine Novellierung dringend
notwendig sei. Gleichzeitig machten mehrere der geladenen Experten
jedoch auch deutlich, dass in Zukunft erneut grundsätzlich
über das bestehende System nachgedacht werden müsse. Als
Vertreter der kommunalen Spitzenverbände erklärte Ralf
Bleicher, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages, dass die
Kommunen ein großes Interesse an der wirtschaftlichen
Stabilität des Systems hätten. "Wenn die Gelbe Tonne
nicht geleert wird, erwarten die Bürger von den Kommunen
Abhilfe", sagte Bleicher. Monika Büning vom Bundesverband der
Verbraucherzentralen, hob hervor, dass es sich bei der Entsorgung
um ein für den Bürger nachvollziehbares System handeln
müsse. Grundsätzlich sei die bisherige Entsorgung der
Verpackung geeignet und es gebe momentan keine Alternative zu der
Novelle. "Langfristig muss aber die erweiterte Wertstofftonne in
Betracht gezogen werden", sagte Büning. Für Maria Elander
von der Deutschen Umwelthilfe stellt die Reform daher auch nur eine
"Reparaturnovelle" dar. Sie kritisierte, dass es weiterhin zu viele
Graubereiche gäbe und keine Quoten für die stoffliche
Verwertung von gewerblichen Verpackungen. "Die ökologischen
Belange sind zu kurz gekommen", sagte sie. Fritz Flanderka,
Verfasser eines Standard-Kommentars zur Verpackungsverordnung,
forderte die Abgeordneten sogar wegen verschiedener Bedenken auf,
die Novelle abzulehnen und stattdessen kleinere Änderungen
vorzunehmen. Ganz anders bewertete hingegen Stephan Harmening,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen
Entsorgungswirtschaft (BDE), die Erfolgsaussichten der Novelle. Er
nannte die Verordnung ein "Gesetzesvorhaben von übergeordneter
Bedeutung" und äußerte sich zuversichtlich, dass dadurch
Fehler und Probleme des bestehenden Systems gelöst werden
könnten. Er bezeichnete es als irritierend, dass viele die
Novelle als ein Durchgangsstadium betrachten würden. Burkhard
Landers, Präsident des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe
und Entsorgung, wies dabei auf die Rolle des Verbrauchers hin: "Die
Vorsortierung durch den Verbraucher ist alternativlos",
erklärte er. Seiner Meinung nach hat sich das System
bewährt. Er konstatierte einen Wettbewerb zwischen den dualen
Systemen, forderte aber, dass die Tätigkeitsfelder
beschränkt bleiben müssten: Im Gewerbe hätten Duale
Systeme nichts zu suchen, denn dafür sei die
Entsorgungswirtschaft zuständig. Auch für Armin Rockholz,
dem Vertreter des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist die
Novelle ein "ausreichendes Instrument zur Lösung der
Trittbrettfahrerproblematik". Gemeint ist damit, dass auch
Verpackungen, für die keine Lizenzgebühren für das
Duale System bezahlt wurden, dort entsorgt werden. Auch Klaus Peter
Stadler von der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt
schätzt, dass für weit mehr als ein Drittel der
Verpackungen kein Entsorgungsentgelt bezahlt werde. Daher sei die
"Reparaturnovelle" sinnvoll. Als Vertreter des Einzelhandels
plädierte er daher auch wie andere Sachverständige
dafür, die Novelle "rasch abzuschließen".
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