Ausschuss für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung/
Berlin: (hib/BES) Deutschland engagiert sich zu wenig bei der
Förderung von Grundbildung in den Entwicklungsländern.
Zwar gehöre die Bundesrepublik neben Frankreich und Japan zu
den größten Geberländern auf dem Feld der Bildung
insgesamt, die Mittel flössen aber vorwiegend in die
Sekundarstufe und die Weiterbildung, so die Analyse von Aaron
Benavot von der Unesco, der am Mittwochmittag im Ausschuss für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung den EFA-Report 2008
(Education for All Global Monitoring Report) vorstellte. Benavot
unterstrich, dass andere Geberländer insgesamt weniger Mittel
für Bildung ausgeben, aber dafür mehr in die Grundbildung
investieren, die ein Schlüssel für den weiteren
Bildungsweg sei. Das Programm "Bildung für alle" sei 2000 auf
dem Weltbildungsforum in Dakar beschlossen worden und habe unter
anderem zum Ziel, bis 2015 allen Kindern weltweit die
Möglichkeit der Grundbildung zu sichern und Gleichheit
zwischen den Geschlechtern beim Zugang zur Bildung zu erreichen. Um
dies zu verwirklichen, müssten weltweit bis 2015 18 Millionen
Lehrer ausgebildet werden, rechnete Benavot vor. Dies sei eine der
kritischen Fragen für die kommenden Jahre. Es gebe dennoch
auch positive Entwicklungen. Seit Beginn des EFA-Programms habe
sich die Zahl der Kinder ohne Schulzugang weltweit um 25 Millionen
verringert. Die größten bildungspolitischen
Herausforderungen ortet Benavot in Südostasien, in Afghanistan
und in der Region der Sub-Sahara. Dort sei der Bedarf an Hilfe am
größten, diese Regionen bekämen aber nur 50 Prozent
der Hilfe. Die Ausschussmitglieder interessierten sich vor allem
für die Entwicklung auf dem Sektor der beruflichen Bildung und
für die Möglichkeiten, das deutsche duale
Berufsbildungssystem als Vorbild für Entwicklungsländer
zu nutzen. Es zeige sich zunehmend, so die SPD, dass die berufliche
Bildung elementar sei, um den Menschen in den wenig entwickelten
Ländern Perspektiven anzubieten. Die Übertragung des
deutschen Systems in wenig entwickelte Länder müsse den
örtlichen Bedingungen angepasst werden, meinte Georg Sticker
von der Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH (InWEnt).
Es müsse adaptiert und übersetzt werden. Ähnlich
wertete das Aaron Benavot: Das deutsche Modell sei über
Generationen gewachsen. Die meisten Entwicklungsländer
hätten aber sehr junge Bildungssysteme. So ließen sich
nur bestimmte Aspekte übernehmen. Union, FDP und die
Linksfraktion sprachen in der Diskussion auch das Problem der
Privilegierung bestimmter Schichten bei der Bildung an. Aus Sicht
der Union muss die Entwicklungspolitik dazu führen, dass die
Führungseliten und die jeweiligen Regierungen die Bildung
breiter Bevölkerungsschichten als ihre eigene Aufgabe ansehen.
Bislang entstehe oft der Eindruck, dass sie wenig daran
interessiert seien, die Ressource Bildung allgemein zugänglich
zu machen. Man müsse auch mehr auf die Qualität der
Bildung und nicht nur auf die Zahl der Schulkinder achten.
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