Ausschuss für Wirtschaft und
Technologie/
Berlin: (hib/VOM) CDU/CSU und SPD sehen die deutsche
Volkswirtschaft trotz internationaler Krisensituationen in robuster
Verfassung und auf gutem Weg. Anlässlich der Beratung des
Frühjahrsgutachtens der Wirtschaftsforschungsinstitute
urteilte die SPD-Fraktion, die derzeitigen Horrorszenarien der
größten Finanzmarktkrise, der dramatischen
Ölpreisentwicklung und der ungewöhnlichen
Euro-Dollar-Relation wäre die deutsche Wirtschaft noch vor
zehn Jahren von jeder einzelnen dieser Krisen in Unruhe versetzt
worden. Jetzt habe man alle drei Krisen gleichzeitig, und sie
würden von der deutschen Wirtschaft gut verkraftet. Gleichwohl
sei eine radikale Marktwirtschaft, die ausschließlich auf
Liberalität setzt, gescheitert. Sowohl auf EU- als auch auf
G8-Ebene müssten die Instrumentarien der wechselseitigen
Kontrolle, beispielsweise auch der Rating-Agenturen, verzahnt
werden. Die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln und auf dem
Energiesektor seien auf Knappheit und zusätzliche
Inanspruchnahme vor allem durch Länder wie China, Indien und
Brasilien zurückzuführen. "Wir müssen den Menschen
sagen, was wir als Politik noch beeinflussen können und was
nicht", so die Fraktion. Sie pflichtete im Übrigen einer von
der Opposition kritisch aufgenommenen Aussage der Union zu, wonach
sich die Energiepreisentwicklung für die deutsche
Volkswirtschaft zum Teil auch positiv ausgewirkt habe, selbst wenn
dies "zynisch" klinge. Teile der Industrie, die
Investitionsgüter in die erdöl- und gasfördernden
Länder exportieren, profitierten von der Preisentwicklung,
weil diese Länder von ihren Mehreinnahmen deutsche Waren
kauften. Dass inzwischen rund 90 Prozent der deutschen Exporte
nicht mehr in Dollar abgerechnet würden, habe dazu
geführt, dass man sich von der US-Immobilienkrise weitgehend
habe abkoppeln können. In diesem Zusammenhang habe auch die
EU-Osterweiterung einen positiven Einfluss auf die deutsche
Wirtschaft gehabt, so die CDU/CSU. Die FDP wollte von der
Bundesregierung wissen, wie sie zur Dämpfung der Energiepreise
beitragen wolle. Die Fraktion regte einen Stufenplan an, um den
Bürgern "etwas zurückzugeben". Die Linksfraktion lehnte
die Bezeichnung "Aufschwung" für die Jahre 2006 und 2007 ab.
Das Wirtschaftswachstum dieser beiden Jahre sei darauf
zurückzuführen gewesen, dass sich die Bruttoinvestitionen
leicht erhöht hätten. Was die Arbeitsmarktsituation
angehe, lägen die geleisteten Arbeitstunden des Jahres 2007
unter dem Niveau von 1991. In den Jahren 2000 und 2001, also vor
der Agenda 2010, seien 35,2 und 35,3 Millionen Personen
beschäftigt gewesen, jetzt seien es 35,29 Millionen, also
weniger als im Jahr 2001, unterstrich die Fraktion. Bündnis
90/Die Grünen riefen dazu auf, den Kurs der nachhaltigen
Haushaltskonsolidierung nicht zu verlassen. Niedrigere
Wachstumsraten wirkten sich auf die künftigen Steuereinnahmen
aus. Für die Fraktion stellte sich darüber hinaus die
Frage, wie die Regierung mit der Zunahme prekärer
Lebensverhältnisse umgehend will. Der Aufschwung gehe zu Ende,
und man müsse über das Jahr 2009 hinausdenken. Die
Bundesregierung stellte sich der Ansicht entgegen, der Aufschwung
sei bereits vorbei oder er sei nichts wert gewesen. Deutschland sei
im europäischen Vergleich wettbewerbsfähiger geworden,
der Aufschwung werde sich fortsetzen. Die
Wirtschaftsforschungsinstitute hätten ein Wachstum von 1,8
Prozent für dieses Jahr und von 1,4 Prozent für 2009
prognostiziert. Auch würde die Arbeitslosigkeit im
Jahresdurchschnitt 2009 unter die Drei-Millionen-Marke sinken. Die
Regierung räumte ein, dass sie diese Schätzung für
"optimistisch" halte und an ihren eigenen "konservativen" Prognosen
festhalten wolle.
Herausgeber
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
Redaktionsmitglieder: Dr. Bernard Bode, Götz Hausding, Claudia
Heine, Sandra Ketterer, Michael Klein, Hans-Jürgen Leersch,
Johanna Metz, Dr. Volker Müller, Monika Pilath, Annette Sach,
Bernadette Schweda, Alexander Weinlein, Siegfried F. Wolf
Haben Sie inhaltliche Fragen?
Inhaltliche Fragen richten Sie bitte an die Initiatoren
(Fraktionen, Bundesregierung) der jeweiligen parlamentarischen
Vorlage. Die Telefonnummer finden Sie auf den entsprechenden
Web-Seiten.