"Meine Frau war seit langem der festen Überzeugung, dass ich schon früher hätte aufhören sollen", erklärt Dr. Klaus W. Lippold. Sie habe ihm schon nach der letzten Wahl im heimischen Dietzenbach in seinem hessischen Wahlkreis Offenbach gesagt, er solle sich doch mal umschauen, er sei der letzte aus dem Freundeskreis, der noch arbeite. Aber erst als im vergangenen Jahr auch sein Herz angeklopft und leise gemahnt hatte, habe er sich besonnen, zumindest kürzerzutreten. Also hatte er im letzten Herbst angekündigt, zum Ende der Wahlperiode Mandat und Vorsitz im Verkehrsausschuss zurückzugeben, seine bisherige wirtschaftliche Tätigkeit aber beratend weiterzuführen.
"Hier arbeiten zu können, das ist schon ein unheimliches Privileg", sagt Dr. Thea Dückert und strahlt. Bei einer Bevölkerungszahl von 82 Millionen zu den 598 Personen zu gehören, die für begrenzte Zeit (aus)gewählt sind, an der Gestaltung der Geschicke der Deutschen verantwortlich mitzuarbeiten, das sei schon ein etwas ganz Besonderes. Das beziehe sich auch darauf, hier, in diesem unvergleichlichen historischen, politischen und architektonischen Umfeld von Tradition und Demokratie arbeiten zu können – "vom Job her, vom Ambiente und den zahllosen unterschiedlichen Anforderungen".
"Ich setze meine Arbeit der letzten zehn Jahre im Grunde an anderer Stelle fort", sagt der Herr, der eben noch zügig an mir vorbei in sein Büro geeilt ist und nun noch mal eben die Terminliste auf dem Schreibtisch checkt. Von einer Absicht, in den Ruhestand zu gehen, gibt es bei Dr. Michael Bürsch (SPD) keine Spur: "Das ist eine falsche Vorstellung: Ich komme nicht nach Hause und sitze auf dem Balkon."
"Mitglied im ersten gesamtdeutschen Parlament", das sei das Schönste, was man sich vorstellen könne als Bundestagsabgeordneter, resümiert Horst Friedrich (FDP) seine fünf aktiv miterlebten Legislaturperioden: "Das ist einzigartig, das kann einem keiner nehmen". Der damals Vierzigjährige stand im Jahr 1990 auf Platz acht der bayerischen FDP-Landesliste und war "für viele überraschend" in den Bundestag gekommen. Aber nicht nur für den Mann aus Bayreuth waren diese ersten der neunziger Jahre "einmalig".
"Ja", sagt Kurt J. Rossmanith, "ja, es geht mir sehr gut." Ja, natürlich habe er von Fällen gehört, "wo die Frau gesagt hat, ich hab' dir jetzt zig Jahre den Rücken frei gehalten und mich um alles wunderbar gekümmert - Kinder, Haus, Garten -,alles war recht und bestens gemacht, und jetzt kommst du - nein". Da habe mancher dann schnell geschaut, dass er ein eigenes Tätigkeitsfeld gefunden habe, damit es nicht zum Schlimmsten kommt. Ihm, dem CSU-Politiker, sei die Problematik angesichts der insgesamt acht Legislaturperioden und damit fast 30 Jahren als Bundestagsabgeordneter natürlich bestens vertraut. Kurt Rossmanith freut sich auf neue Herausforderungen.
Schon zu Zeiten der PDS sei mehrfach angefragt worden, ob er denn ... "Aber ich habe immer abgelehnt", erläutert Prof. Dr. Norman Paech, ehemaliger Völker- und Verfassungsrechtler an der Universität Hamburg seine Rolle als Abgeordneter der Linksfraktion im Bundestag. "Diesmal aber" (bei den Wahlen im Herbst 2005) war eine Situation eingetreten, die ihn "bewogen" hatte, dann doch in den Wahlkampf zu ziehen und etwas zu tun, was er "ja eigentlich nie hatte machen wollen". "Als Wissenschaftler hat man ja etwas andere Foren als Politiker."