Bundestag debattierte über Tourismus und Integrationspolitik
Am Freitag, dem 22. Februar 2008, beschloss der Bundestag ein
geändertes Waffengesetz und beriet über Anträge der
Opposition zum Kampf gegen den Rechtsextremismus. Die
Bundesregierung stellte ihren tourismuspolitischen Bericht vor. Mit
der Integrationspolitik der Bundesregierung befasste sich ein
Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.
Die Entwicklung der Tourismuswirtschaft in Deutschland war erster Tagesordnungspunkt am Freitag, dem 22. Februar 2008. Die Bundesregierung stellte ihren tourismuspolitischen Bericht ( 16/8000) vor, der unter anderem die Herausforderungen des Klimawandels und des demografischen Wandels für den Tourismus thematisiert.
Deutschland, so prognostiziert der Bericht, könne sich in
Zukunft auf neue Gäste aus Asien und dem arabischen Raum
einstellen. Insgesamt wachse der Tourismus nach Deutschland mit 4,5
bis 5 Prozent deutlich stärker als im europäischen
Durchschnitt.
Integrationspolitik der Bundesregierung
Ein Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN befasste
sich mit dem Thema „Integrationspolitik der Bundesregierung
– große Kluft zwischen Anspruch und
Wirklichkeit“. Die Abgeordneten fordern mehr
Chancengleichheit für Migrantinnen und Migranten bei der
Bildung, auf dem Arbeitsmarkt und in allen anderen
gesellschaftlichen Bereichen.
Mit einem geänderten Waffengesetz, das der Bundestag am
Freitag, dem 22. Februar 2008,verabschiedete, soll das Tragen von
Waffennachahmungen verboten werden. Nachbildungen von Kriegswaffen
und Pumpguns dürfen danach nicht mehr öffentlich
mitgeführt werden, der Erwerb und Transport der erworbenen
Waffe in einem Behälter nach Hause bleibt dagegen erlaubt.
Ererbte Waffen müssen nach den Plänen der Bundesregierung
zukünftig blockiert werden, wenn der Erbe über keinen
Waffenschein verfügt. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung (
16/7717) setzt das Schusswaffenprotokoll der
Vereinten Nationen und eine EU-Waffenrichtlinie um.
Oppositionsanträge zum Kampf gegen Rechtsextremismus
Letzter Tagesordnungspunkt der Sitzungswoche am Freitag war die Abstimmung über fünf Anträge der Oppositionsfraktionen zum Kampf gegen den Rechtsextremismus. Hintergrund der Anträge ist das Ende 2006 ausgelaufene Aktionsprogramm der Bundesregierung "Jugend für Toleranz und Demokratie".
Die Fraktionen betonen in ihren Anträgen die Notwendigkeit, den Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit fortzusetzen und setzen jeweils eigene Schwerpunkte.
Die FDP fordert in ihrem Antrag ( 16/2779) von der Bundesregierung ein konkretes und tragfähiges Konzept zur Bekämpfung von Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Die Fraktion DIE LINKE. hat zwei Anträge ( 16/1542, 16/4807) eingebracht, in denen sie die Fortführung bestehender Programme gegen Rechtsextremismus sowie die Berücksichtigung wissenschaftlicher Forschung bei Beratungsprojekten fordert.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verlangt den Erhalt
der Bundesprogramme Civitas und entimon (
16/1498) und ruft in einem weiteren Antrag dazu
auf, Beratungsnetzwerke nachhaltig zu fördern (
16/4408).
Donnerstag: Erneuerbare Energien fördern
Der Sitzungstag am Donnerstag begann mit der so genannten Kernzeitdebatte, während der keine Sitzungen anderer Gremien stattfinden. Im Mittelpunkt stand diesmal die Förderung nachhaltiger Energieversorgung. Die Bundesregierung hat hierzu drei Gesetzentwürfe vorgelegt. Geplant sind Neuregelungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz ( 16/8148), ein neues Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich ( 16/8149) und eine Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ( 16/8150).
Nach einer über zweistündigen Debatte wurden die Gesetzentwürfe zur weiteren Beratung in die Fachausschüsse überwiesen.
Anschließend standen am Donnerstag die
Straßenbauprojekte des Bundes zur Debatte. Die
Bundesregierung legte dem Bundestag hierzu ihren
Straßenbaubericht 2007 vor. Ihm zufolge (
16/7394) sind täglich knapp 50.000
Fahrzeuge auf deutschen Autobahnen unterwegs, ein Achtel davon
Busse und LKW. Aktuelle Verkehrsprognosen bestätigten, dass
der Straßenverkehr langfristig weiter zunehmen werde,
heißt es in dem Bericht weiter, der Güterverkehr
verdopple sich gar zum Jahr 2050. Von Dezember 2006 bis Juni 2007
hat der Bund 2,7 Milliarden Euro für den Bau von Autobahnen
und Bundesstraßen ausgegeben.
Aktuelle Stunde: Mandate der Partei DIE LINKE.
Auf Wunsch der FDP-Fraktion diskutierte der Bundestag in einer
Aktuellen Stunde die "Möglichkeiten von Mitgliedern der
Deutschen Kommunistischen Partei, über offene Listen der
Partei DIE LINKE. in Parlamenten Mandate zu erlangen und die damit
verbundenen Auswirkungen".
Deutschland soll in internationalen Organisationen stärker
vertreten sein, fordern die Fraktionen von CDU/CSU und SPD in einem
Antrag (
16/6602), über den der Bundestag im
Anschluss an die Aktuelle Stunde am Donnerstag abstimmte.
Deutschland sei im Vergleich zu anderen Ländern und seinen
finanziellen Beiträgen in vielen internationalen
Organisationen nicht angemessen repräsentiert, heißt es
darin. Die Bundesregierung solle daher eine langfristige deutsche
Personalstrategie ausarbeiten und umsetzen. Außerdem solle
die Bundesregierung dem Bundestag alle zwei Jahre einen Bericht
über die aktuellen Entwicklungen beim deutschen Personal in
internationalen Organisationen vorlegen.
Zudem stimmte das Parlament über die Förderung und
Kennzeichnung qualitativ hochwertiger Computerspiele ab. Hierzu lag
ein Antrag (
16/7116) der Fraktionen von CDU/CSU und SPD
vor. Mit solchen Computerspielen könnten Maßstäbe
für Inhalte gesetzt und Impulse für die Medienkompetenz
geliefert werden, argumentieren die Abgeordneten. Die Antragsteller
forderten die Bundesregierung auf, zusammen mit der Wirtschaft
einen Preis für hochwertige sowie kulturell und
pädagogisch wertvolle Computerspiele zu initiieren. Die
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN forderte in einem eigenen
Antrag ein anerkanntes Qualitätssiegel für
pädagogisch wertvolle Spiele einzuführen (
16/7282).
Der Bundestag verabschiedete am Donnerstag auch ein neues Gesetz zur Klärung der Vaterschaft. Damit wird es für Familien künftig leichter, die Abstammung eines Kindes zu klären. Die Bundesregierung reagierte mit dem Gesetzentwurf auf die Forderung des Bundesverfassungsgerichtes, ein geeignetes Verfahren zur Feststellung der Vaterschaft zu schaffen. Der Bundesrat hatte einen alternativen Entwurf vorgelegt.
Mit einem Gesetz, das der Bundestag am Donnerstag, dem 21.
Februar 2008, verabschiedete, sollen sozialgerichtliche Verfahren
gestrafft und die Sozial- und Arbeitsgerichte entlastet werden.
Hintergrund des Gesetzentwurfs ist der deutliche Anstieg von Klagen
bei den Sozialgerichten im Zuge der Hartz-IV-Reform. Der Entwurf
der Bundesregierung (
16/7716) sieht vor, die inhaltlichen und
zeitlichen Anforderungen für Prozessbeteiligte zu
verschärfen. Bei mehr als 20 Verfahren, die die gleiche
behördliche Maßnahme betreffen, soll das Sozialgericht
einen Musterprozess ansetzen dürfen und dann über die
einzelnen Verfahren durch Beschluss entscheiden.
Mit einer neuen Verpackungsordnung soll die Sammlung von
Verkaufsverpackungen und ihre ökologische Verwertung
verbessert und transparenter gestaltet werden. Der Gesetzentwurf (
16/7954), über den der Bundestag
abschließend am Donnerstag entschied, sieht vor, die
Entsorgung von Verpackungen bei privaten Haushalten sowie bei
gewerblichen und industriellen Verbrauchern klar zu trennen. Auch
soll der Wettbewerb zwischen haushaltsnahen Rücknahmesystemen
verbessert werden.
Nach der Befragung der Bundesregierung und der Fragestunde hatte es am Mittwoch, dem 20. Februar 2008, eine Debatte über die Zukunft des Kosovos nach der Unabhängigkeitserklärung gegeben. Die serbische Provinz hatte sich am 17. Februar für unabhängig erklärt und wird von zahlreichen Staaten bereits völkerrechtlich anerkannt.
Im Anschluss diskutierten die Parlamentarier in einer Aktuellen Stunde über so genannte Steueroasen und die aktuellen Fälle von Steuerhinterziehung. Beantragt hatten das Thema "Fehlende Strategien der Bundesregierung in der Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Konsequenzen aus den Steuervergehen durch Finanztransfers ins Ausland" die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE.