FUSSBALL
Sportpolitiker aller Fraktionen fordern von DFL und DFB mehr Rücksichtnahme auf die Interessen kleiner Vereine
Peter Rauen redete sich so langsam in Rage. Der neue Fernsehvertrag der Deutschen Fußballliga (DFL), so der CDU-Sportpolitiker während der Sitzung des Sportausschusses am 4. März, schlage "dem Fass den Boden aus". "Ich habe das Gefühl, damit wird die Solidarität im deutschen Fußball aufgekündigt." Was bei Rauen und seinen Kollegen im Sportausschuss für so heftige Empörung sorgt, sind die geplanten Anstoßzeiten der 1. Bundesliga in der kommenden Saison. Hauptkritikpunkt ist das für Sonntag 15.30 Uhr, einem traditionell für Amateurspiele vorbehaltenem Zeitpunkt, angesetzte Erstligaspiel, dass der DFL-Fernsehpartner Premiere live ausstrahlt.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert verteidigte den abgeschlossenen Vertrag und die damit verbundenen neuen Anstoßzeiten. Seifert forderte, "die Emotionen herunter zu schrauben". Es gehe um etwa 20 Spiele am Sonntag um 15.30 Uhr. "Diese 1.800 Minuten können den Amateurfußball nicht zerstören", so Seifert. Der Fernsehvertrag bringe zudem auch den Amateurvereinen mehr Geld, da die DFL drei Prozent der Fernsehgelder an den Deutschen Fußballbund (DFB) weiterleite.
Und dennoch: Reiner Grundmann, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Kreisligisten SC Schaffrath, sieht die Existenz der Amateurvereine gefährdet und befürchtet ein "Massensterben". "Um 36 Profivereinen Vorteile zu verschaffen, werden 26.000 Amateurvereine benachteiligt." Schon die Verschiebung des Sonntagspiels von ursprünglich 17.30 Uhr auf 17.00 Uhr habe zu Einbußen geführt. Eine weitere Verschiebung gefährde das Vereinsleben, so Grundmann. Vertreter von ARD und ZDF bezeichneten die neuen Anstoßzeiten als "weder gewünscht, noch gewollt". Man sei jedoch kein Vertragspartner in Sachen Live-Spiel.
Der DFB habe laut Satzung "kein Mittel" gegen das Sonntagsspiel, sagte deren Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Es gebe zwar einen Grundlagenvertrag mit der DFL, der jedoch lediglich wirtschaftliche Dinge, wie etwa die finanziellen Abgaben an das Amateurlager regle. Diese, so Niesbach, seien "keine Selbstverständlichkeit". Den neuen Fernsehvertrag bezeichnete er als "Kompromiss zwischen Spitze und Breite". Schließlich gebe es nun statt sieben nur noch fünf Sonntagspiele.