JUBILÄUM
Lammert und Buzek errinnern an den Mauerfall
Einen "Triumph von Freiheit und Demokratie", nannte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) den 9. November 1989. Bei seiner Rede am Vorabend des Mauerfall-Jubiläums würdigte er im Bundestag diejenigen Menschen, die eine "Verweigerung individueller Freiheit und nationaler Selbstbestimmung" nicht hingenommen haben. Die Aufstände in der DDR und der CSSR, in Ungarn und Polen seien gewaltsam niedergeschlagen worden. Doch die Menschen hätten sich geweigert, dies als "endgültiges, letztes Wort der Geschichte" zu akzeptieren.
Lammert erinnerte an die Menschen, die an der 155 Kilometer langen Mauer in Berlin ums Leben gekommen sind. Mit dem Fall der Mauer sei nicht nur ein "beispielloses, städtebauliches Monstrum", sondern auch ein Unrechtsstaat überwunden worden, "was gelegentlich vergessen oder verdrängt wird".
Der Bundestagspräsident betonte besonders die Rolle Polens. "Als die Mauer fiel, war der deutsche Regierungschef in Polen, das damals dem Warschauer Pakt angehörte. Heute steht an der Spitze des Europäischen Parlaments ein Pole. Beides macht deutlich, dass die deutsche Einheit und die Einigung Europas zwei untrennbar zusammengehörende historische Vorgänge sind."
Auch der Präsident des Europäischen Parlamentes, Jerzy Buzek, gedachte im Bundestag derjenigen, die ihr Leben verloren haben, "weil sie nicht darauf warten wollten oder konnten, dass das Imperium des Bösen zu Fall kommt". 1989 habe der Bau einer neuen europäischen Identität begonnen, die Ost und West verbinde. Nun gelte es, neue Mauern zu verhindern: Wenn Europa mit einer Stimme zu den östlichen Nachbarn sprechen wolle, müsse es auch fähig sein, diese mit den Augen jener Staaten zu sehen, die vor kurzem der EU beigetreten sind. Der Freiheitstraum der Menschen, so Buzek, sei stärker als jede Betonmauer. "Die Menschen östlich des Eisernen Vorhangs hatten gegen die Panzer nur ihre großen Herzen, aber sie siegten."
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall würdigten neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Horst Köhler mehr als dreißig Staats- und Regierungschefs in der deutschen Hauptstadt die Bedeutung des 9. November 1989. Auch die Mauer fiel noch einmal - in Form von 2,50 Meter hohen, von Künstlern aus aller Welt bemalten Dominosteinen aus Styropor.