Ob die Bayern tatsächlich die besseren Preußen sind, sei einmal dahingestellt. Dass sie durchaus auch auf fremdem Terrain erfolgreich agieren können, hat Uta Martensen in den vergangenen acht Jahren bewiesen, in der sie den Dienst "heute im Bundestag" und später auch diese Wochenzeitung verantwortete. Zum 1. April hat Saskia Leuenberger die Leitung des Referats und die Chefredaktion übernommen.
Uta Martensen liebte das tägliche Geschäft mit aktuellen Nachrichten aus dem Deutschen Bundestag, mit Hintergründigem aus der Welt des Parlamentarismus und mit Fakten zu nahezu jedem politischen Thema, so es denn Bezug zur Volksvertretung hatte. In der Redaktion des "Parlaments" brennen in den Sitzungswochen noch jeden Freitag abend die Lichter, wenn die Redaktion letzte Hand an das aktuelle Blatt legt. "Es muss halt sein", war einer jener Sätze mit zartbayerischer Färbung, mit denen Uta Martensen auch schwierige Aufgaben nahezu preußisch übernahm. Der erfolgreiche Relaunch dieses Blattes im Februar 2007 unter ihr als Chefredakteurin gelang unter anderem wegen ihrer einfühlsamen, auf Ausgleich bedachten Art.
Das "Vollständigkeitsprinzip", wonach "das Parlament" über alles und jeden im Hause gleich und fair berichten muss, hatte Martensen verinnerlicht, gerade im mitmenschlichen Umgang: Sie hörte immer alle Einwände an, erklärte allen alles geduldig - und gab am Ende allen die Gelegenheit, mitzugehen. Viel zu selten fand sie dann auch mal Zeit, selbst zu schreiben - und ließ komplexeste Debatten und scheinbar vollständig undurchschaubare Sachverhalte im Blatt klar und deutlich werden.
Das Aufgebauscht-Sensationelle war ihre Sache nie, die ausgewogene Information hingegen schon. Insofern ist sie auch an ihrer neuen Stelle, als Leiterin der Pressedokumentation des Bundestages, am richtigen Platz - und wird am alten immer in guter Erinnerung bleiben, auch und gerade den Preußen.