Es war die größte Bauern-Demo, die Berlin je gesehen hat. Mehr als 700 Schlepper verstopften am 25. Mai die Straßen der Hauptstadt. 6.000 Landwirte machten ihrem Ärger über ihre wirtschaftliche Misere Luft. Mit Erfolg: Die Bundesregierung senkt die Steuer auf Agrardiesel für zwei Jahre, die Landwirte sparen etwa 285 Millionen Euro.
Zugegeben: Die Landwirte stecken in der Konjunk-turkrise - wie andere Wirtschaftszweige auch. Die Erzeugerpreise fallen, vor allem bei der Milch. Die Investitionen gehen zurück, die Kosten steigen. Der Konjunkturindex der Branche ist so niedrig wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Das Wahlgeschenk der Großen Koalition mag dem einen oder anderen Bauern also tatsächlich helfen.
Doch der reflexartige Ruf der Bauern nach mehr Steuergeldern kann keine Dauerlösung sein. Die deutschen Landwirte bekommen jedes Jahr schon etwa zehn Milliarden Euro Subventionen. Das viele Geld wird allerdings fehlgeleitet. Denn das System begünstigt diejenigen, die besonders viel produzieren. Die Folge: Es gibt zu viele Produkte auf dem Markt, die Preise fallen, die Erlöse sinken.
Diese Spirale muss beendet werden. Deutschland braucht eine kleinere und wettbewerbsfähigere Landwirtschaft. Die Bauern sollten sich auf innovative Produkte spezialisieren und sich an der Nachfrage orientieren. So viel Marktverhalten kann der Steuerzahler von den Bauern erwarten genauso wie von jeder anderen Branche auch.
Die Ökolandwirtschaft etwa birgt noch große Potenziale. Die heimische Produktion kann die Nachfrage nicht mehr befriedigen. Doch die bäuerlichen Verbandsvertreter schicken im Wahljahr lieber einen Treckerkonvoi nach Berlin, statt ihre Klientel auf die notwendigen Veränderungen vorzubreiten. Es ist falsch, dass die Politik dieses Spiel mitspielt.