Es waren hektische Wochen für die sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Birgit Homburger: Erst ein Anschlag auf eine Bundeswehrpatrouille in Afghanistan, dann die abgeblasene Aktion der GSG 9 zur Rettung deutscher Geiseln auf dem von Piraten gekaperten Frachter "Hansa Stavanger" und schließlich das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg, das der Bundeswehr weiterhin die Nutzung des "Bombodroms", des ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatzes bei Wittstock, verbietet. Für die Sicherheitspolitikerin alles Ereignisse, auf die angemessen reagiert werden musste: mit Beileidsbekundungen, Stellungnahmen, Reden im Bundestag.
Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, die den Wahlkreis Konstanz im Bundestag vertritt, scheunt deutliche Worte nicht. Unvergessen etwa ihre an den früheren SPD-Vorsitzenden gerichtete Aufforderung: "Der Herr Beck, mit Verlaub, könnte sich ja auch mal rasieren." Kurt Beck hatte die gleiche Empfehlung zuvor einem Arbeitslosen gegeben. Scharf kritisierte die 44-Jährige auch kürzlich in einer Aktuellen Stunde mangelnde Absprachen innerhalb der Bundesregierung, die laut Kritik eines GSG 9-Verantwortlichen zum Abbruch der Geiselbefreiung in Somalia mit beigetragen haben sollen. "Solche Kompetenzstreitigkeiten sind nicht hinnehmbar! Sie gefährden nicht nur die Pirateriebekämpfung, sondern auch Leib und Leben der Beteiligten."
In der Auseinandersetzung um den Truppenübungsplatz in Wittstock forderte sie mehr Konsequenz: "Wer will, dass die Bundeswehr für unsere Freiheit eintritt, der muss ihr auch die Möglichkeit zum Üben geben", findet die Sicherheitspolitikerin. Im Bundestagswahlkampf wird Homburger für eine Reform werben, die die Bundeswehr im Kern verändern könnte: die Aussetzung der Wehrpflicht. "60 Prozent der tauglichen jungen Männer leisten heute weder Wehr- noch Zivildienst", sagt Homburger. Mit Gerechtigkeit und dem Grundsatz der Gleichbehandlung habe das nichts zu tun. Überhaupt dürfe der Staat nur dann so in die Freiheit seiner Bürger eingreifen, wenn dies aus Sicherheitsgründen geboten sei, mahnt die Liberale.
Freiheit - das war für Birgit Homburger stets Dreh- und Angelpunkt ihrer Politik und Auslöser für ihr politisches Engagement. Mitglied der FDP wurde die 1965 in Singen Geborene als 17-Jährige, "weil diese als einzige Partei einen Freiheitsbegriff vertrat, der zu mir passte". Früh war ihr großes Interesse für Politik geweckt; insbesondere beschäftigte sie die damalige Debatte über die Rolle von Frauen. "Im Grunde ging es um verschiedene Freiheitsbegriffe", erzählt sie. "Die Grünen redeten von Freiheit, gaben aber den Frauen das Gefühl, dass sie etwas verpassten, wenn sie nicht Job und Familie vereinbarten", erinnert sich Homburger.
Vor Ort Politik zu machen reizte sie auch, und zwar "richtig". Nach der ersten Sitzung im FDP-Kreisverband wurde ihr allerdings schnell bewusst, dass sie dort "die einzige Jüngere" war - und man auch "nicht auf mich gewartet hatte". Aber die Nachwuchspolitikerin ließ sich nicht abschrecken. Im Gegenteil: Geht ihr etwas gegen den Strich, wird sie aktiv. "Entweder richtig - oder gar nicht", lautet ihre Devise. So wie sie privat kurz entschlossen eine Frauen-Fußballmannschaft gründete, so übernahm sie auch bei den Jungen Liberalen, denen sie 1983 beigetreten war, bald die Führung. 1988 wurde sie Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, zwei Jahre später erste gesamtdeutsche Bundesvorsitzende.
Auch seit ihrem Einzug in den Bundestag im Jahr 1990, bei dem Homburger mit 25 Jahren eine der jüngsten Abgeordneten war, hat sie schnell Verantwortung übernommen. Zunächst als umweltpolitische Sprecherin, seit 2005 als sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Nur eines blieb ihr verwehrt: Als Frau Mitglied der Fußballmannschaft des Bundestages zu werden. Homburger lacht, als sie sich an die Absage erinnert. Sie hat es verschmerzt. Viel Zeit hätte sie heute ohnehin nicht zum Kicken. Und halbherzig dabei zu sein, ist nichts für sie: Eben richtig - oder gar nicht.