PETRA PAU
Präsidium statt hinterste Reihe
Als der Bundestag Petra Pau im April 2006 erstmals zur Vizepräsidentin wählte, war sie wieder eine Art "Notlösung": Eigentlich hatte ihre Linksfraktion nach der Bundestagswahl im Herbst 2005 den Parteivorsitzenden Lothar Bisky für das Amt nominiert, doch der fiel bei der Wahl viermal durch und trug schließlich selbst Pau die Kandidatur an, die dann auch im ersten Wahlgang auf den Präsidentenstuhl gewählt wurde.
Hinsichtlich der Sitzordnung im Plenarsaal schaffte die Tochter eines Maurers damit binnen weniger Monate einen gewaltigen Sprung, hatte sie doch noch im September 2005 gemeinsam mit ihrer Parteifreundin Gesine Lötzsch als fraktionslose Einzelkämpferin in der hintersten Reihe und ohne eigenen Tisch den Debatten folgen müssen: Drei Jahre war das so gegangen, nachdem die PDS 2002 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und lediglich mit den beiden direkt gewählten Politikerinnen im Parlament vertreten war.
1963 in Ost-Berlin geboren und ab 1983 SED-Mitglied, trat die diplomierte Gesellschaftswissenschaftlerin nach dem Wende-Herbst 1989 im Januar 1990 neu in die PDS ein. "Ich wollte diesen Bruch - ich wollte zeigen: Ich stehe zu diesem neuen Programm", sollte sie den Schritt später erläutern. Als dann 1992 der damalige Berliner PDS-Landesvorsitzende wegen verschwiegener Stasi-Vergangenheit zurücktrat und Pau an seine Stelle rückte, galt die einstige Unterstufenlehrerin für Deutsch und Kunsterziehung vielen zunächst als "Notlösung" - die dann bis 2001 hielt. In diesen Jahren holte Pau, als Reformlinke geltend, bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 1995 erstmals ein Direktmandat, dann 1998 bei der Bundestagswahl - wie auch 2002, 2005 und erneut in diesem Jahr. Im Parlament ist die Linke-Politikerin, von 2000 bis 2002 stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei, mittlerweile eine etablierte Größe: Mit 379 von 618 Stimmen bestätigte sie der Bundestag am 27. Oktober als Vizepräsidentin.