KATRIN GÖRING-ECKARDT
Grün und gläubig
Präsidiales Gehabe ist Katrin Göring-Eckardt fremd, auch wenn die 43-jährige Thüringerin bald auf mehr Präsidentenstühlen sitzt als andere Wohnzimmersessel haben: Am 27. Oktober mit 473 von 618 Stimmen erneut zur Bundestagsvizepräsidentin gewählt, ist die Grünen-Politikerin zudem Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und darüber hinaus designierte Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der 2011 in Dresden stattfindet.
Politik und Kirche haben schon früh ihr Wirken bestimmt: Bereits vor dem Zusammenbruch des SED-Regimes engagierte sich die Tochter eines Tanzlehrer-Paares in der kirchlichen Opposition. 1966 geboren und seit 1988 mit einem Pfarrer verheiratet (als eine der ersten Frauen in der DDR setzte sie ihr Recht auf einen Doppelnamen durch), beendete sie 1989 ihr Theologiestudium ohne Abschluss; im selben Jahr war sie Gründungsmitglied der Bürgerbewegungen von "Demokratie jetzt" und "Bündnis 90".
1992/1993 verhandelte die Krimiliebhaberin mit über die Vereinigung von "Bündnis 90" mit den West-Grünen, arbeitete bis 1994 als Referentin in der Erfurter Landtagsfraktion und ab 1995 bei einem Grünen-Bundestagsabgeordneten. Im selben Jahr wurde die Mutter zweier Söhne Landesprecherin der thüringischen Grünen, ein Amt, das sie bis 1998 und von 2002 bis 2007 bekleidete.
Mit dem Wahlsieg von Rot-Grün zog die "Reala" in den Bundestag ein und wurde Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion, profilierte sich unter anderem in der Kinderpolitik und avancierte in der folgenden Wahlperiode ab 2002 gemeinsam mit Krista Sager zur Fraktionschefin der Grünen. Nach dem Regierungswechsel 2005 erstmals ins Bundestagspräsidium gewählt, setzte sich "KGE", wie sie in ihrer Partei auch genannt wird, im Mai 2009 bei der Präses-Wahl der EKD-Synode klar gegen den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) durch.