SPORTWETTEN
Der neue Betrugsskandal heizt die Diskussion über das Glücksspielmonopol an
An Themenarmut wird der Sportausschuss wohl auch in der 17. Legislaturperiode nicht leiden. Das zeichnete sich schon in der Woche seiner Konstituierung ab. Neben dem Dauerbrenner Doping ist es der Wettbetrug, der die Parlamentarier in den nächsten Wochen beschäftigen wird. Fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer baut sich ein Wettskandal auf, dessen Dimensionen weit über das Bekannte hinauszugehen drohen.
Anders als im Jahr 2005 sind es diesmal international agierende Betrüger, die ihrem Glück bei Fußballwetten auf kriminelle Art und Weise nachhelfen. Die Bestechung von Spielern und Schiedsrichtern gehört dazu, und wenn das nicht hilft, wird mit Erpressung und Drohungen gearbeitet.
Da ist es nur allzu verständlich, dass sich der oberste Fußballfunktionär Theo Zwanziger Sorgen um seine Sport macht. "Der Staat muss den Wettmarkt liberalisieren und private Anbieter zulassen, die dann unter strenger staatlicher Kontrolle stehen", lautet der Vorschlag des DFB-Präsidenten. Seiner Ansicht nach würden durch das derzeitige Monopol der staatlichen Sportwette Oddset und das Verbot privater Anbieter die Zocker auf den illegalen Wettmarkt getrieben. Mit seinem Wunsch nach einer Liberalisierung des Wettmarktes findet Zwanziger zumindest bei der FDP Zustimmung.
Die Freidemokraten fordern schon lange das Ende des staatlichen Glücksspielmonopols und hatten auch in der vergangenen Legislaturperiode dahingehende Anträge ( 16/3506, 16/1674) eingebracht, die jedoch keine Mehrheit fanden. "Eine Liberalisierung wäre sicher sinnvoll", bestätigt denn auch der sportpolitische Sprecher der Fraktion, Joachim Günther, räumt aber zugleich ein: "Ob dadurch ein solcher Skandal zu verhindern gewesen wäre, weiß natürlich keiner."
Die neu gewählte Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag (SPD) hält hingegen nichts von einer Liberalisierung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einem ausufernden Wettmarkt durch die Zulassung weiterer Anbieter das Problem entschärft wird." Freitag sieht indes den Versuch der bayerischen Justizministerin Beate Merk als "ausgesprochen sympathisch" an., ein Gesetz auf den Weg zu bringen, welches Betrug im Sport als Verbrechen verfolgbar machen und dementsprechend auch die Strafverfolgungsmöglichkeiten erweitern soll.
In ihrer Kritik, insbesondere an den Live-Wetten-Angeboten, stimmt die Sportpolitikerin mit Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer überein. Derartige Angebote seien "fragwürdig", so Freitag: "Wenn man auf die nächste gelbe oder rote Karte wetten kann, ist es sicher nicht so schwer, Verabredungen zu treffen." Auch Beckenbauer fehlt dafür das Verständnis. Früher sei auf Sieg oder Niederlage gewettet worden. "Heute kann man darauf wetten, wer die ersten grauen Haare bekommt."