Und wieder rollt sie an. Die Lawine, die sich Wettskandal nennt und alles, was dem Fußball-begeisterten Deutschen heilig ist, in den Abgrund zu reißen droht. Panik macht sich breit. Wem kann man noch glauben, wer spielt ehrlich und wer so, wie es kroatische Wettbrüder von ihm verlangen?
Gut, dass in der Politik das Wettfieber noch nicht ausgebrochen ist. Oder sind wir alle viel zu blauäugig? Haben vielleicht chinesische Wettschergen schon 2005 eine Langzeitwette plaziert, mit dem Tipp: Ende 2009 liegt die ehemalige 34-Prozent-Partei SPD bei einer Zustimmungsrate von 19 Prozent? Sind also chinesisch-kroatische Betrüger für die sozialdemokratische Bredouille verantwortlich? Haben sie etwa 2005 den gerade abgewählten Kanzler Schröder dazu überredet, in der Fernseh-Elefantenrunde völlig überdreht erneut die Kanzlerschaft zu fordern? Gelang es ihnen gar Ende 2007, ein Zerwürfnis zwischen Kurt Beck und Franz Müntefering zu organisieren? Und stecken sie hinter dem dilettantischen Versuch, in Hessen eine rot-rot-grüne Landesregierung zu organisieren? Eine grauslige Vorstellung, gewiss.
Der oberste Ball-Funktionär Theo Zwanziger scheint sein Vertrauen in die Politik nicht verloren zu haben. Irritierenderweise fordert Fußball-Theo aber nicht etwa ein Wettverbot, sondern die Öffnung des Wettmarktes für private Anbieter.
Vielleicht weil er weiß, dass die Politik ein gewisses Glaubwürdigkeitsproblem bekommen könnte, wenn sie gegen das Wetten vorgeht. Schließlich haben Millionen von Fernsehzuschauern im öffentlich-rechtlichen ZDF mit angesehen, wie sich anlässlich des Mauerfall-Jubiläums Staats- und Regierungschefs aus aller Welt am Brandenburger Tor von einem großen Blonden namens Thomas Gottschalk unterhalten ließen. Und der ist schließlich im richtigen Leben Moderator von "Wetten dass…".