Das Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin (bzfo) bekommt in diesem Jahr finanzielle Unterstützung vom Deutschen Bundestag. Das hat das Präsidium auf seiner Frühjahrssitzung entschieden und der Einrichtung einen Betrag in Höhe von 211.686 Euro zur Verfügung gestellt. Verbunden hat das Parlament diese Zusage mit einer Einladung von Bundestagspräsident Norbert Lammert: Er traf sich am 23. Juni im Berliner Reichstag mit den Initiatoren des Vereins, um gemeinsam über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen zu sprechen. "Ich hoffe", begründete Lammert ihnen gegenüber die Entscheidung, "dass mit diesem Geld wirkungsvoll dazu beigetragen werden kann, die Behandlung von Folteropfern weiterhin zu unterstützen." Dem Verein wünschte er im Namen aller Präsidiumskolleginnen und -kollegen "viel Erfolg bei dieser wichtigen Aufgabe".
Beim bzfo ist man darüber hoch erfreut: "Das ist eine große Hilfe für uns", sagt der Vorsitzende Franz Janßen, "erst recht, weil wir es mit Menschen zu tun haben, die drohen, an den Rand des Vergessens zu geraten." Immer mehr Menschen würden wegschauen angesichts der Grausamkeiten, denen Flüchtlinge und Kriegsopfer ausgesetzt seien, oft bekämen sie nirgendwo Hilfe. "Unsere Warteliste ist entsprechend lang", erklärt Janßen mit großem Bedauern, "aber um unsere Arbeit auf einem bestimmten Niveau zu halten, können wir leider nicht jeden aufnehmen."
Doch auch so hilft der Verein Jahr für Jahr über 450 Patienten. Sie kommen aus mehr als 30 Ländern nach Berlin, viele aus Südost- und Osteuropa, den kurdischen Gebieten in der Türkei oder im Irak oder aus Afrika. Dabei sind ehemalige Kindersoldaten, aber auch Stasiopfer, die Jahre in DDR-Gefängnissen zugebracht haben. So individuell ihre Erlebnisse sind, so spezifisch ist ihre Betreuung: Im Behandlungszentrum kümmert sich ein Team von Ärzten, Sozialpädagogen, Psychiatern und Therapeuten um sie - nicht selten zwei oder mehr Jahre. "Nach Folter sind Menschen von oben bis unten krank", erklärt Janßen. "Sie haben schwerste körperliche und seelische Schäden erlitten. Nicht zuletzt wurde ihre Würde zerstört." Sie wieder herzustellen, versteht der Verein seit nunmehr 14 Jahren als seine Aufgabe. Mit Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wurde er 1992 gegründet, inzwischen arbeiten hier über 25 Mitarbeiter. Schirmherr ist Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse. Auf Spenden ist das bzfo dringend angewiesen. Wer helfen will, kann sich im Internet unter www.folteropfer.de informieren.