Bereits im April hatten die Experten des TAB einen Bericht zum Projekt "Grüne Gentechnik - transgene Pflanzen der 2. und 3. Generation" vorgelegt, der nun die Grundlage des Gesprächs bildete. Der Bericht des TAB und die Ausführungen seiner Vertreter stießen auf Widerspruch von Wirtschaftsvertretern.
Kristina Sinemus, Mitarbeiterin der Genius GmbH, kritisierte, der Bericht bilde nicht den aktuellen Stand der Forschung und Entwicklung ab und zeichne ein "schiefes Bild", weil ein Spezialbereich auf die Grüne Gentechnik insgesamt generalisiert werde. Auch ein Vertreter der BASF bemängelte, der TAB-Bericht arbeite mit den falschen Indikatoren. Das TAB solle künftig die "Dinge anders anpacken". Beide Wirtschaftsvertreter betonten, die Perspektiven der Grünen Gentechnik seien gut. Dies bewiesen auch die 1.500 Patentanmeldungen in diesem Bereich seit dem Jahr 2004. Man müsse Pflanzen "in Zukunft anders definieren als bisher".
Dies sehen die Experten des TAB anders. Sie hatten in ihrem Projekt, das 2003 vom Bildungsauschuss in Auftrag gegeben worden war, die ökonomischen, ökologischen und sicherheitsrelevanten Auswirkungen der neuen Generationen gentechnisch veränderter Pflanzen untersucht. Als Pflanzen der zweiten Generation werden dabei gentechnisch veränderte Pflanzen bezeichnet, die sich kurz vor der industriellen Zulassung in der so genannten Pipeline befinden. Pflanzen der dritten Generation sind diejenigen im Forschungs- bzw. sehr frühen Entwicklungsstadium. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen "nutzungsveränderte" Pflanzen. Diese Pflanzen sollen etwa verbesserte Inhaltsstoffe in Nahrungs- oder Futtermittel liefern und für so genannte funktionelle Lebensmittel, für Pharmazeutika und die industrielle Stoffproduktion genutzt werden. Das TAB kam dabei zu dem Schluss, dass die Nutzung genveränderter Pflanzen auf dem Anwendungsfeld der Pharmazeutika "nicht so vorteilhaft, wie häufig postuliert" sei - auch wenn ihre mögliche Nutzung "recht konkret" und "zeitlich näher" als bei anderen genveränderten Pflanzen scheine.
Das Anwendungsfeld der industriellen Stoffe sei dagegen "überraschend wenig entwickelt", seine Perspektiven seien "undeutlich". Auch bei der Verwendung gentechnisch veränderter Pflanzen für funktionelle Lebensmittel - Lebensmittel, die dem Wohlbefinden und dem Erhalt der Gesundheit dienen sollen - sei die "postulierte Vorteilhaftigkeit noch nicht erwiesen". Auch wenn die Prototypen eine "grundsätzliche Machbarkeit" belegten, befänden sich die Versuche noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium. Zudem hätten sich noch keine Vorteile im Vergleich zur konventionellen Züchtung erwiesen. Zudem sei eine eher ablehnende Haltung der Verbraucher zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln festzustellen. In den kommenden zehn bis 15 Jahren sei ein umfänglicher Anbau dieser Pflanzen daher wohl "nicht zu erwarten".