Umweltpolitik ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht gerade eine Domäne der FDP. Michael Kauch weiß um diesen blinden Fleck im Profil seiner Partei, doch tatenlos hinnehmen will der Bundestagsabgeordnete ihn nicht. "Wir haben die Umweltpolitik in den 80er-Jahren kampflos den Grünen überlassen", bemängelt Kauch. Nun gelte es, wieder an den Wurzeln anzuknüpfen. Wer stände in der FDP für dieses Unterfangen einer umweltpolitischen Akzentsetzung mehr in der Verantwortung als er? Seit 2003 ist Kauch Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, seit 2005 umweltpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. "Den Abstand zu den Grünen in der Wahrnehmung der Bürger verringern", das ist Kauchs hochgestecktes umweltpolitisches Ziel. Doch ist er dafür überhaupt der Richtige?
Auf den ersten Blick sieht Kauchs Leben vor seinem Einzug in den Bundestag aus wie eine umweltpolitikfreie Zone. 1967 wird Kauch in der Hauptstadt der Schwerindustrie, Dortmund, geboren. An der dortigen Universität studiert er von 1986 bis 1993 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. "Das ist die Zeit", erinnert sich Kauch, "in der ich mich intensiv mit dem Liberalismus beschäftigt und ihn für mich entdeckt habe als meine politische Heimat." 1989 tritt Kauch der FDP und den Jungen Liberalen bei. Er engagiert sich politisch an der Universität, wird Mitglied des Studienparlaments. Doch an Politik als Beruf dachte er damals nicht. Kauch: "Ich habe an keinem Tor gerüttelt."
Als Diplom-Volkswirt wird er nach seinem Studium wirtschaftspolitischer Referent des Bundesverbandes Junger Unternehmer und 1999 sogar dessen Geschäftsführer. Seinen politischen Aktivitäten tut seine berufliche Tätigkeit keinen Abbruch - beide gehen Hand in Hand. 1995 wird Kauch Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen und Mitglied im Bundesvorstand der FDP. Als Mitglied der FDP-Programmkommission beteiligt er sich an der Ausarbeitung der "Wiesbadener Grundsätze", den derzeitigen Leitlinien der FDP-Politik. "Es war nicht einfach", so Kauch, "sich neben dem Beruf in einem solchen Ausmaß auch politisch zu engagieren." Aber sein damaliger Arbeitgeber habe das mitgetragen. "Das war ein riesiger Vorteil für meine spätere Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter. Ich habe so bereits früh einen Einblick in die Arbeit der FDP-Fraktion erhalten und die handelnden Personen kennengelernt."
Dass Kauch schon bald als Mandatsträger in ihren Reihen im Bundestag sitzen würde, ahnte er damals mit Sicherheit nicht. Sein Einzug in das Parlament kam unerwartet, aber vor allem auch tragisch daher. Am 5. Juni 2003 verunglückte der Bundestagsabgeordnete Jürgen Möllemann bei einem Fallschirmsprung tödlich. Kauch rückte für ihn nach, kommentarlos: "Ich habe damals eine Woche keine Interviews gegeben, denn egal was man in einer solchen Situation auch sagt, es ist falsch."
Was zeichnet den studierten Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler nun aus, Umweltpolitik zu machen? "Umweltpolitik hat einen wichtigen sozialpolitischen Aspekt: die Generationengerechtigkeit und die Wahrung der natürlichen Lebensgrundlage", erklärt Kauch. Bei den Grünen erschöpfe sich Umweltpolitik meist nur in Symbolpolitik. "Ich versuche mit meinem wirtschaftspolitischen Wissen an die Herausforderungen der Umweltpolitik heranzugehen", so der Diplom-Volkswirt. "Meine Instrumente dürfen der Wirtschaft nicht schaden."
Kauch ist also niemand, der marktschreierisch und effektheischend auf den grünen Umweltzug aufzuspringen versucht, der zurzeit nach seiner Ansicht ungebremst durch die Republik fährt und sich an keinen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten zu stören scheint. Doch gerade diese Gesetzmäßigkeiten sind für Kauch die Leitplanken, an denen sich eine Umweltpolitik orientieren muss, die wirtschaftlich verträglich sein will und deren Auswirkungen auf Industrie und Arbeitsplätze vorher genau geprüft worden sind. Kauchs Handeln zeigt damit eine Besonnenheit, die gerade heute in einer bisweilen hysterisch geführten Debatte um den Klimawandel bitter nötig geworden ist.