Am 5. März beginnt in Berlin die ITB, die weltgrößte Reisemesse. Wie sehen Sie die Perspektiven für das Reiseland Deutschland?
Mit großem Optimismus. Deutschland ist in der Spitze der beliebtesten Reiseländer für in- und ausländische Touristen vertreten. In der Politik müssen wir große Anstrengungen unternehmen, um die Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft noch weiter zu verbessern.
Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenzial für den Deutschlandtourismus?
Grundsätzlich in allen Bereichen. Der Tourismus ist für Deutschland ein bedeutender Wirtschaftszweig. Wir benötigen eine weltweite Präsenz durch die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), die dazu dringend eine Mittelerhöhung für ihre Marketing-Strategie und Marktanalyse benötigt.
Wo haben die deutschen Anbieter Nachholbedarf?
Sie müssen sich intensiv mit den Fragen einer verbesserten touristischen Qualität auseinandersetzen. Dies betrifft einen großen Renovierungsbedarf bei Unterkünften gerade im mittleren Segment. Genauso wichtig ist die qualitativ gute Aus- und Weiterbildung der im Tourismus Tätigen. Aufgrund der demografischen Entwicklung sind Angebote für barrierefreies Reisen unbedingt zu erweitern. Dieser Reisekomfort dient letztlich allen Reisenden. Die Anbieter sollen sich von ihrem regionalen "Bürgermeisterdenken" verabschieden, sich zusammenschließen und ihre touristischen Produkte gemeinsam vermarkten. Dazu gehört ein informativer Internetauftritt.
Hotels und Gaststätten fordern seit Jahren den ermäßigten Steuersatz. Sehen Sie da Bewegung?
Die Umsätze im Gaststättengewerbe unterliegen EU-weit grundsätzlich dem Regelsteuersatz. Für Beherbergungsumsätze können die Mitgliedstaaten einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz anwenden. Deutschland macht davon keinen Gebrauch, da es sich um eine Steuersubvention handelt und zurzeit weder steuer- noch haushaltspolitisch vertretbar ist. Ein ermäßigter Steuersatz würde zwangsläufig Forderungen in anderen Bereichen nach sich ziehen.
Thema Feinstaub: Sollten Reisebusse von Fahrverboten in Innenstädten ausgenommen werden?
Die DZT hat die Problematik der Beschaffung von Feinstaubplaketten für Reisebusse aus dem Ausland an den Tourismusausschuss herangetragen. Daraufhin wurde als erster Schritt ein Bericht der Bundesregierung angefordert. Aufgrund des Berichtes sollten dann der Deutsche Städtetag, der ADAC und die einschlägigen Verbände angehört werden. Was für ausländische Reisebusse gelten soll, muss auch für deutsche Reisebusveranstalter im Inland gelten können, um hier keine Ungleichheiten zu schaffen. Bisher regeln das die Städte in unterschiedlicher Eigenverantwortung.
Die Fragen stellte Volker Müller.