Nun hat sich die junge Partei für Alte selbst beerdigt. Vergangenes Wochenende haben sich die Grauen Panther in einem Wuppertaler Vereinslokal mit bunten Girlanden mit großer Mehrheit aufgelöst. Schnöde Parteifinanzen hatten die Grauen dazu gezwungen: Schatzmeister Otto Wolfshohl soll falsche Spenden geltend gemacht haben. Die acht Millionen schwere Strafzahlung des Bundestages konnten die Panther nicht stemmen.
Wer waren sie eigentlich, diese Panther? Bekannt war immer nur ihr Fernsehgesicht Trude Unruh. Die resolute 83-Jährige hatte die Grauen 1989 mit großem Rummel aus der Taufe gehoben: eine Heimpolizei gegen Missstände auf den Pflegestationen forderte sie, und eine Mindesrente für alle Pensionäre. Und mit Sex sollten sich betagte Menschen sowieso vergnügen dürfen. Heute lebt Unruh gesundheitlich angeschlagen eine Etage über der Parteizentrale.
Aber genauso wie Unruh von den Liberalen zu den Grünen über die SPD wechselte, blieb ihre eigene Partei ein seltsames Sammelsurium von Hobby-Politikern. Mal paktierten sie wie im Osten mit der Tierschutzpartei, mal lieferten sie sich im Westen ein unverblümtes Stelldichein mit den Rechten. So ist es keine besondere Häme der Geschichte, dass die Grauen ihr bestes Ergebnis 2006 bei der Kommunalwahl in Berlin erlangten - ausgerechnet mit dem 36-jährigen Kneipenwirt Norbert Raeder an der Spitze. Der Mann mit Schauzbart und langem Nackenhaar wollte so gar nicht zu den ergrauten Damen und Herren in Trudes Umfeld passen. Aber er holte mit der Forderung nach kostenlosem Schulessen 3,8 Prozent und zog in acht Bezirke ein.
Raeders Landesverband widersetzte sich der Wuppertaler Trauerveranstaltung und boykottierte sie. Er will eine neue Partei gründen: "Die Grauen-Generationspartei." Dafür wurde Raeder (eben noch Bundesvorsitzender) von der Partei, die es bald nicht mehr gibt, ausgeschlossen. Sollte die Neugründung Erfolg haben, ist der politische Jungspund einzig bleibender Erbe der Grauen um Trude Unruh.