FRAUEN
Teilzeitjobs statt Führungspositionen. Der Weg zur Gleichstellung ist noch voller Hindernisse
Seit 1975 wird er auch von der UNO offiziell gewürdigt - der Internationale Frauentag am 8. März. Das aus diesem Anlass auch im Jahr 2008 über Diskriminierung von Frauen, über Gewalt gegen Frauen und darüber, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt immer noch benachteiligt werden, diskutiert werden muss, zeigt eines ganz deutlich - von einer wirklichen Gleichstellung von Männern und Frauen kann noch immer keine Rede sein. Auch nicht in der modernen Industrienation Deutschland.
Häusliche Gewalt ist weiterhin die größte Gefahr für das Leben von Frauen, lautet die ernüchternde Einschätzung der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes. Um dem nachhaltig entgegen zu wirken, würden gesellschaftliche Veränderungen benötigt, sagte Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle im Gespräch mit dieser Zeitung. "Das beste Mittel ist die finanzielle Unabhängigkeit der Frau", so Stolle. Nur dann könne sich eine Frau von einem gewalttätigen Partner lösen, ohne Angst um ihre materielle Existenz haben zu müssen. Finanzielle Unabhängigkeit sei nur durch Berufstätigkeit zu erreichen - berufstätig könne eine Frau aber nur sein, wenn es Kinderbetreuungseinrichtungen in ausreichender Zahl gebe, so Stolle: "Ein bisschen um die Ecke gedacht könnte man sagen: Kinderbetreuung ist ein Beitrag gegen häusliche Gewalt."
Ein Grund für die anhaltende Benachteiligung von Frauen, so die SPD-Familienpolitikerin Caren Marks am 7.März vor dem Bundestag, seien überholte Rollenbilder, die noch in vielen Köpfen verankert seien. Rollenbilder, nach denen der Mann als Hauptverdiener die materielle Sicherheit der Familie zu gewährleisten hat, während die Frau sich um die Kinder kümmert und eventuell über Teilzeitarbeit etwas hinzu verdient. "Gleichstellung gibt es aber nur, wenn Familie und Beruf miteinander vereinbar sind", betonte Marks. Das gehe auch aus dem sechsten Bericht der Bundesrepublik ( 16/5807) zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau - dem so genannten CEDAW-Bericht - hervor.
Als Erfolg auf dem Weg zu dieser Vereinbarkeit bezeichnete sie die Einführung der Elterngeldregelung, die der Gruppe der Väter in Teilzeit "Rekordzuwächse" gebracht habe. Neben dem Elterngeld, und darin herrschte Einigkeit unter den Rednerinnen, sei der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen der entscheidende Faktor. Die Bundesregierung habe dies "auf den Weg gebracht", sagte Ingrid Fischbach (CDU). Trotz allen Lobes für die Anstrengungen von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), welches sie durchaus teile, habe die große Koalition es versäumt, Zeichen zu setzen, etwa bei der geschlechtergerechten Umgestaltung des Steuerrechts, sagte Ina Lenke (FDP). "Die Steuerklasse V ist ein Skandal." Dadurch verlören Frauen bei Leistungen wie dem Elterngeld mehrere Hundert Euro im Monat, da bei der Bemessung der Nettolohn gelte.
Kritik musst sich Lenke von der Parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen, Irmingard Schewe-Gerigk, anhören. Die FDP wolle Teilzeitarbeit von Frauen fördern - derartige Konzepte seien "aus den 70-er Jahren". Der Bundesregierung warf sie vor, nichts gegen Lohndiskriminierung zu tun. "Es reicht nicht die Ungerechtigkeit zu analysieren", so Schewe-Gerigk, die für die Annahme eines Grünen-Antrages ( 16/7739, Beschlussempfehlung 16/8412) zur Gleichstellung in den Gremien des Bundes plädierte, ohne Erfolg allerdings. Die Bundesfamilienministerin räumte ein, dass es noch viel zu tun gebe. Auffällig sei, dass die Erwerbsquote kinderloser Frauen im europäischen Vergleich im Mittelfeld liege. Bei Frauen mit Kindern falle die Bundesrepublik dagegen auf Platz 19 zurück. Dies zeige, dass es hierzulande Frauen mit Kindern im Vergleich zu anderen Staaten besonders schwer gemacht werde.
Für den Antrag der Linksfraktion ( 16/8373), den 8. März zum gesetzlichen Feiertag zu erklären, warb Kirsten Tackmann. Sie kritisierte außerdem, dass es nach wie vor zumeist Frauen seien, die im Niedriglohnsektor arbeiten würden. Mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Mindestlohnregelungen und ein Gleichstellungsgesetz für die private Wirtschaft würden benötigt, um Frauen wirklich zu helfen.
Auch aus Sicht von Helene Wildfeuer, der Vorsitzenden der Bundesfrauenvertretung des Deutschen Beamtenbundes, spielt die Kinderbetreuung eine große Rolle. Teilzeitbeschäftigen Frauen sei oftmals der Weg in besser bezahlte Führungspositionen verwehrt. Die Elterngeldregelungen der Bundesregierung hätten etwas Bewegung in die Diskussion um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebracht. "Viele Väter nehmen nun zwei Monate frei und kümmern sich um ihr Kind." Nicht zuletzt aber auch um die volle Förderung zu erhalten, so vermutet Wildfeuer. "Dass es bei den zwei Monaten bleibt, zeigt: am Rollenverständnis hat sich nichts geändert."