Nach wie vor gibt es in Afghanistan zwei Dinge im Überfluss: Schlafmohn und Konzepte, wie dem geschundenen Land zu helfen ist. Allerdings gabe es auf beiden Gebieten in den vergangenen anderthalb Jahren Fortschritte: Die Mohn-Produktion ist leicht rückläufig. Das ist das Verdienst einiger konsequent vorgehender Provinzgouverneure und zudem der Tatsache geschuldet, dass es sich heute für die Bauern mehr lohnt, Getreide oder Gemüse anzubauen. Die internationale Zusammenarbeit ist nach wie vor mangelhaft, aber bei den deutschen Akteuren - mit und ohne Uniform - ist heute der Wille erkennbar, zusammenzuarbeiten.
Eine ehrliche Debatte über das deutsche Afghanistan-Engagement ist überfällig. Dazu gehört, dass man die erreichten Fortschritte würdigt und andererseits die Probleme nicht kleinredet. Auch im Norden Afghanistans wird gekämpft und muss gekämpft werden. Die deutschen Soldaten leisten einen hoch professionellen Einsatz und sind sich ihrer Verantwortung bewusst.
Dies bestätigten die Obleute der Fraktionen, die Anfang des Monats dort waren. Selbst der verteidigungspolitische Sprecher der Fraktion Die Linke, Paul Schäfer, attestierte ihnen, dass sie "Außerordentliches leisten". Für die deutschen Soldaten am Hindukusch ist die Frage, ob sie in einem Kampfeinsatz seien oder nicht, eine rein theoretische Debatte. Die Weichzeichnerei, die im Bendlerblock betrieben wird, wird ihrem Einsatz jedenfalls nicht gerecht.