"Etwas Gemeinsames, ein Theaterstück oder die Aufklärung, der Dialog der Kulturen oder die Einwanderung, entsteht nur aus dem doppelten Prinzip des Ichs und seines Gegenübers. Ohne dieses Wechselspiel von Geben und Nehmen gibt es keine Gleichrangigkeit und keine Gerechtigkeit von Dauer": Renan Demirkan steht am Grab ihrer Mutter in deren türkischem Heimatdorf und zieht Bilanz über ihr Leben als deutsche Türkin und türkische Deutsche. "Kein Mensch besteht aus nur einer Erfahrung. Oder nur aus einer Begegnung. Keine Kultur aus nur einer Geschichte."
"Septembertee" ist ein sehr persönliches und eindringliches Buch abseits der oftmals schrillen Töne in der Diskussion über Zuwanderung und Integration. An Deutlichkeit lässt es die bekannte Schauspielerin und Buchautorin, als Siebenjährige kam die 1955 in Ankara geborene Demirkan nach Deutschland, jedoch nicht mangeln. Das Kennenlernen werde "immer nur als eine Art freiwillige Feuerwehr bei akuten Konflikten eingesetzt" - wenn Schlagzeilen über Ehrenmorde oder Parallelgesellschaften die Diskussion beherrschen.
Septembertee oder das geliehene Leben.
Kiepenheuer,
Berlin 2008; 169 S., 16,95 ¤