Helmut Kohls vielzitierter Satz von den "blühenden Landschaften" hat es nicht in Helge Hesses Zitate-Repertoire geschafft. Obgleich sich an ihm der deutsche Einigungsprozess wunderbar hätte nacherzählen lassen. Aber wer in Anspielung auf Jules Verne mit "80 Sätzen durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts" rast, muss manch markanten Spruch am historischen Wegesrand liegen lassen. Doch was der philosophisch geschulte Betriebswirt an Zitaten aus Reden, Interviews, Büchern, Songs oder Filmen entdeckt hat, ist den meist vierseitigen Exkurs wert. Selbst zu dem bekannten Friedensslogan "Schwerter zu Pflugscharen" macht er noch überraschende Entdeckungen. Heißt es doch an anderer Stelle in der Bibel: "Macht aus Euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße."
Es ist vor allem die erzählerische Souveränität, mit der Hesse so komplexe Ereignisse wie die Russische Revolution oder so komplizierte Theorien wie die von Heidegger anhand zentraler Zitate verständlich erklärt. So macht eine Weltreise durch das vergangene Jahrhundert nicht nur Spaß, sondern auch noch schlau.
Ich habe einen Traum. In 80 Sätzen durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 2008; 360 S., 19,95 ¤