Nachdem Annette Großbongardt sieben Jahre aus Israel berichtet hatte, wechselte die "Spiegel"-Korrespondentin nach Istanbul. Dort konnte sie zwei Jahre lang die Türkei für sich und ihre Leser entdecken - mit dem frischen, unverstellten Blick der Außenstehenden. Großbongardt blendet die Widersprüche des Landes nicht aus, versucht die tägliche Auseinandersetzung und das Zusammenleben von Tradition und Moderne zu verstehen. Führt der Islamismus der Regierungspartei AKP zurück ins Mittelalter oder steht sie zu ihrem Europakurs?
Die Journalistin konfrontiert ihre Leser mit türkischen Tabus und berichtet von der "nebulösen Welt" der "Grauen Wölfe", den nationalistischen türkischen Ultras, und der Gruppe "Ergenekon", deren Mitglieder im Januar 2008 verhaftet wurden. Und würdigt die Autorin Ipek Galislar, die die erste Biografie über Atatürks Ehefrau Latife veröffentlichte. Die gut geschriebenen Reportagen und Hintergrundberichte umfassen ein breites Spektrum: den Alltag und das politische Leben Istanbuls, der "Zukunftswerkstatt der Türkei".
Istanbul Blues. Die Türkei zwischen Tradition und Moderne.
Rowohlt Berlin, Berlin 2008; 220 S., 17,90 ¤